Hot Water Music und "Vows": Wow what a Music!
27.05.2024 | Mark Schneider
Ein bisschen Vorgeplänkel vorab, wie so oft: Hot Water Music gründeten sich im Jahr 1994 in Florida, rackerten sich im Laufe der Jahre durch neun Studioalben, zwei Livealben und einige EPs. Nun bringt die Band mit "Vows" nicht nur Studioalbum Nummer zehn auf den Markt, sondern liefert damit auch den Anlass für die nun folgenden Zeilen. Das Album wartet mit einigen Gästen auf und verstrickt Einflüsse und Impulse von Turnstile, Thrice, City And Colour oder Farside im so schon vielfältigen Sound der Amerikaner.
Doch starten wir ganz von vorne: Der Opener "Menace" eröffnet (was sonst?) "Vows" so dermaßen gut, dass sich automatisch die Angst einstellt, dass es anschließend nur noch bergab gehen kann. Die bekannt heiseren Vocals bestimmen die Strophen bevor ein Refrain einschlägt, der in Beat und Aufmachung auch von Millencolin oder anderen für melodische Mitsingrefrains bekannten Punkbands stammen könnte. Das passt wie erwähnt so wunderbar zusammen, dass die Fallhöhe bereits in den ersten knapp dreieinhalb Minuten des Albums in schwindelerregende Höhen steigt. Und was macht "Searching For Light" als zweiter Titel? Natürlich alles anders! Hot Water Music nehmen das Tempo erst einmal etwas raus, streichen den melodischen Refrain und lassen den Song dennoch kein bisschen uninteressanter wirken. Ein Prinzip, welches sich durch "Vows" von nun an durchzieht: Kein Titel klingt, vor allem auch durch die genannten Gäste, wie der andere. Und trotzdem füllen Hot Water Music über 40 Minuten Spielzeit mit Leben, ohne dabei auch nur einmal langweilig zu werden.
Das Gesamtniveau dieses Albums schwankt, zum Glück nur in Maßen. Und es fällt genauso glücklicherweise niemals so tief, dass man geneigt ist die Platte abzuschalten. Sei es "Burn Forever", "Chewing On Broken Glass" oder "Bury Us All", die Zusammenspiele zwischen mehreren Sängern und Gesangsspuren sowie zwischen mehr oder minder viel Tempo und Gitarrenlastigkeit tun "Vows" richtig gut. "Remnants" lässt Zeit zum Durchatmen und schlägt langsamer aufgezogen die zarteren Saiten an, soweit das bei Hot Water Music überhaupt möglich ist. Vor allem im Mittelteil wird es hier fast schon gespenstisch still. Diese Beispiele sollen nur exemplarisch stehen und die weiteren Stücke nicht ansatzweise uninteressant erscheinen lassen. Fakt ist: Hot Water Music verstehen auch auf ihrem zehnten Studioalbum ihr Handwerk noch bestens, die Palette an Gästen leistet ihren Beitrag zu einem Album, welches Gehör finden sollte. Wenn ihr also noch keine Berührung mit der Band aus Florida hattet, ist heute ein guter Tag um das zu ändern.
Wertung
Ich habe "Vows" zum Anlass genommen, nach einzelnen Berührungspunkten endlich mehr Zeit mit Hot Water Music zu verbringen. Eine Entscheidung, die mich nicht nur mit einer weiteren lieb gewonnenen Platte bereichert hat, sondern auch mit einigen weiteren Werken vor ihr. Solltet ihr also heute zum ersten Mal über den Bandnamen und dieses Album stolpern, spielt es einfach ab. Die Chancen, "Vows" zu mögen, stehen nicht allzu schlecht.
Mark Schneider
Mark kommt aus der wunderschönen, ländlichen Provinz zwischen Siegen und Marburg an der Lahn. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.