Kerosin95 und "Trans Agenda Dynastie": Queer Joy
27.04.2022 | Paula Thode
Kerosin95 nimmt sich den Raum, den Cis hetero Männer schon viel zu lange für sich beanspruchen und liefert mit „Trans Agenda Dynastie“ eine Mischung aus Trans Joy und der Wut auf Terfs und andere transphobe Menschen, die sich immer noch nicht mit der Existenz von queeren Menschen abfinden können und deshalb weiter Hass und ausgedachten, transfeindlichen Müll im Internet verbreiten.
Die detailreichen, modernen Trap Beats bleiben vor allem durch die eingängigen Melodien direkt in Erinnerung. Durch die elektronischen Einflüsse entsteht ein gewisser Party Vibe, der zwischendurch aber immer wieder gebrochen wird.
Im Track „4ever“ wird es, im Gegensatz zur restlichen EP ruhiger, beziehungsweise sehr viel entspannter. Dafür sorgt unter anderem auch NENDA als Featuregast mit ihrem hypnotisierenden Flow. Kerosin95 und NENDA harmonieren stark miteinander, wodurch es schon fast so wirkt, als würden beide mit einer gewissen Leichtigkeit auf dem Beat schweben.
Mit „Bullshit Bingo 1.0“ sorgt Kerosin95 ordentlich für Stimmung und verleiht dem Track eine Art Flinta Party Sound. Der Track zeigt, wie wichtig es ist Flinta Safe Spaces zu kreieren und damit ganz bewusst cis hetero Männer von gewissen Veranstaltungen auszuschließen. Dabei schildert Kerosin auch, wie diese Orte trotzdem weiterhin von übergriffigen Mackern gestört werden, wobei das von Kerosin nicht einfach so hingenommen wird. Es geht vor allem auch darum, die eigene angestaute Wut nicht weiter in sich zu behalten, sondern sich lautstark zu wehren, was nicht bedeutet, das man auf sich allein gestellt ist.
„Terfs kriegen von mir gar nichts außer Mittelfinger“
Kerosin95 hat genug von Terfs und ihrem angeblichen „Feminismus“, der die Existenz von trans- und inter- Personen nicht anerkennt und stattdessen weiterhin ein binäres Geschlechterverständnis pusht. Kerosin liefert mit „Trans Agenda Dynastie“ den Treibstoff, sich diesen transphoben Menschen lautstark entgegenzustellen. Gleichzeitig kommt bei Kerosin eine Art Freude auf, die auch das lästigste Gelaber von Terfs nicht brechen kann.
Wertung
Es ist die Mischung aus der Wut auf queerfeindliche Menschen, die durchgehend Bullshit labern, und der Queer Joy, die man immer wieder in den einzelnen Tracks spüren kann, die der EP ihren ganz eigenen Charakter verleiht. Zudem erzeugt Kerosin immer wieder eine unfassbare Energie, die durch die Beats auf den Höhepunkt gebracht wird.
Paula Thode
Paula kommt eigentlich aus Cuxhaven, ist dann aber für ihr FSJ nach Hamburg gezogen. Dort hält sie es durch die Liebe zum Underground Hip Hop und aus Faszination zum autonomen Zentrum in der Schanze ganz gut aus. Ihre Liebe zur Musik hat sie durch die Antilopen Gang entdeckt und seitdem interessiert sie sich für alles, was nicht Mainstream-Deutschrap ist.