Quentin Sauvé und „Whatever It Takes“: Kraftvoller Minimalismus
04.02.2019 | Erik Swiatloch
Hört man von diesen „Singern und Songwritern“ hat man sofort ein wahrscheinlich vorurteilsbehaftetes Bild im Kopf. Klampfe in der Hand, Texte über Liebe und Träume und eine auf das Minimalste gebrachte Instrumentierung. Genau das alles ist Quentin Sauvé. Nur zehn Level höher.
Seit 2009 spielt er in der Hardcore-Band Birds in Row und ist dort eher bekannt für sein schnelles und aggressives Spielen der Bassgitarre. Überraschend ruhige Töne schlägt dagegen sein Soloprojekt an. Allein der Gesang und eine Gitarre begleiten alle neun Songs seines Debütalbums „Whatever It Takes“. Ab und zu ergänzt durch Percussions, einem Klavier oder Blechbläsern, wälzt sich das Album durch Einsamkeit, Tod und Depressionen, um die es in den Texten geht. Doch auch Liebe, Leidenschaft und Freiheit kommen nicht zu kurz. Schon die Titel der einzelnen Tracks wie „Half Empty Glass“, „Bad News Bearers“ oder „Ghosts“ lassen auf eine lyrische Tiefe schließen. Der Track „Dead End“ handelt beispielsweise davon, es zu sehr zu genießen alleine zu Hause zu sein und niemanden sehen zu wollen.
Quentin Sauvé sieht das Album als „eine Art Heilung und ein Versprechen an sich selbst, ‚Whatever It Takes‘ zu tun, um glücklich zu sein.“ Das Album, welches der Franzose mit Hilfe von vielen seiner Freunde produziert hat, klingt sehr intim, Zwischengeräusche sind zu hören, in den Übergängen der Songs hört man Quentin atmen und den Boden knarren. Auch wenn auf dem Album kein imposantes Orchester, keine tosenden Drums und keine hallenden Synthesizer zu hören sind, vermisst man absolut nichts. Er schafft somit mehr Raum und Zeitlosigkeit und beweist damit, dass gute Musik nichts mit einer Vielzahl an Effekten und unendliches Overdubben zu tun hat.
Sehr erfreulich für alle Konzertliebhaber ist, dass Quentin Sauvé die wunderbare Klanglandschaft seines Albums ohne Abstriche ebenso live auf der Bühne umsetzen kann und damit ab Anfang Februar auf Tour durch Europa geht.
Auch zwei Stationen in Deutschland sind geplant. Ein Muss für alle Menschen die es zu sehr genießen alleine zu Hause zu sein und niemanden sehen zu wollen.
Wertung
Eine wunderbare Platte, die radikal ehrlich ist und einen deshalb mit Kopfhörern in den heimischen Sessel haut. Wahrscheinlich wurde genau wegen solcher Songs die Gitarre erfunden. Mir bleibt nur zu hoffen, dass es weitere Alben davon geben wird.
Erik Swiatloch
Erik kommt aus dem nebelverschleierten Thüringer Wald. Das erklärt wohl auch seine Vorliebe für melancholische und bedrückende Klänge. Als Filmkomponist, Musiker und Tonstudiobetreiber hat er in seinem kompletten Alltag mit nichts anderem als Musik zu tun.