Stella Donnelly und "Flood": Verdammt guter Pop
21.08.2022 | Jan-Severin Irsch
Durch die Septim-Intervalle in "Lungs" bekommt der Song einen wunderschönen Indie Touch. Die Platte generell ist eher künstlerischer Natur und nicht der immer gleiche Standard-Pop. Es ist wirklich ein gut geschriebenes Album.
"How Was Your Day" hat ein tolles Wechselspiel zwischen Konversation in der Strophe und Gesang im Refrain und Bridge. Ein tolles Element, da es einen schönen Kontrast zum Rest des Songs bietet. Durch den Backgroundgesang der Männerstimme gegen Ende wird dieses musikalische Gespräch noch einmal hervorgehoben und die Pads leiten fließend in den darauffolgenden Song "Restricted Account" über. Dieser Song erinnert entfernt an Norah Jones' ruhige Balladen. Durch die brillante Stimme und die ruhige Stimmung ist es der perfekte Song für einen entspannten Sonntagmorgen. Die Trompete und die basslastigen Synthesizer wandeln den gesamten Song noch einmal gegen Ende. Eine unerwartete Wendung, für manche vielleicht als Ecken und Kanten zu verstehen. Doch dadurch hebt sich ihre Musik eben gegen die Anderer ab, ohne als schlecht empfunden zu werden.
Ihre Akkordprogressionen erinnern ein wenig an die Größen Billy Joel und Elton John. (Moderner) Pop mit einer gewissen Finesse. "Underwater" beweist das sehr gut. Durch Backgroundgesänge, gedrücktes Pedal des Klaviers und Pads kreiert Donnelly zeitweilig einen angenehmen Klangteppich, auf den sich ihr emotionaler Gesang stützt. Eine wirklich schöne Ballade! "Medals" ist ein ebenso schöner wie tiefer Song. Wenige Instrumente, ein wunderschöner Text und das gute alte Schüttelei erzeugen einen so schönen Dream-Pop Song, unglaublich.
Mit “Flood” wurde nicht nur der Titeltrack als Single ausgekoppelt und somit schon im Vorhinein als einer der starken Songs qualifiziert, er ist es auch. Spätestens hier kann man eine Art versteckte Formel der Künstlerin heraushören - was keineswegs etwas Schlechtes ist. Never change a winning team. Donnelly setzt in ihren Songs entweder auf weiche, teils männliche Backgroundstimmen, die mit dem simplen Klavierspiel sowie ein paar Nuancen und dem einfachen Bass einen Klangteppich erzeugen, oder auf vereinzelte Bläserelemente und Electronic Drum Kits, um ihren Sound zu erzeugen.
Das Album in Gänze ist ruhig, entspannt und wunderschön. Ein Vibe, ein Album für Roadtrips, zum Verschenken an die Eltern oder zum alleinigen Genießen. "Flood" sollte Teil der Plattensammlung werden.
Wertung
Dieses Album hält viel mehr bereit, als man beim ersten Hören begreifen kann. Ungewöhnlich für die heutige Popularmusik, aber Stella Donnelly hat ihre ganz eigene Bergspitze erklommen und verwöhnt ihre Zuhörer:innen mit wunderschönen Songs.
Jan-Severin Irsch
Jan-Severin macht seit er denken kann Musik. Durch verschiedene Chöre, Bands und Lehrer ist er mittlerweile Lehramtsstudent für Musik mit Hauptfach Gesang, ist Sänger seiner eigenen Alternative/Punkrock-Band und Teil eines Barbershop-Chores in Köln. Von Klassik bis Jazz, von Chor- bis Punkrockmusik hört und spielt er alles gern. Ohne Musik geht nicht.