Es gibt Künstler:innen und Musikstile, die immer wieder den Versuch wagen, mich aus meiner Komfortzone hervorscheuchen. Manch ein musikalisches Werk verwirrt mich oder schreckt ab. Ich ziehe mich daraufhin gerne wieder in meine kuschelige Punkrock-Höhle zurück. Kate Nash' fünftes Album "9 Sad Symphonies" gehört eindeutig nicht in diese Kategorie: Ein Album über ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit der Covid-Pandemie. Dabei kreiert sie unverblümt Songs über psychische Gesundheit, Beziehung, Selbstfürsorge und tiefe, kreative Löcher. Ihr Songwriting vereint typische Elemente des Musiktheaters, könnte aber auch auf jeder ERAS-Bühne gespielt werden. Die Musik ist mal beschwingt, mal sanft, wird nie melancholisch, sondern verdeutlicht eine positive Auseinandersetzung mit den kleinen und großen mentalen Katastrophen der Pandemie. Das Arrangement der Musik mit Akustikgitarre, Synthies, Streichern und Klavier passt sich der Stimmung des Gesangs an, umschmeichelt und überlässt Kate Nash die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Bleibt die Frage, warum mich dieses Album aus der Komfortzone geholt hat... Vielleicht liegt es am Zeitpunkt, der Übergang von Schuljahresende und Beginn der großen Ferien, eine Zeit der Aufarbeitung, der Auseinandersetzung mit Vergangenem, der Rückschau und des Sich-In-Frage-Stellens. Die positive Musik dieses Albums hat mir dies erleichtert. - Anspieltipps: Millions Of Heartbeats; My Bile