Kim Gordon und Sonic Youth gehörten für mich als „Generation X“-Geborener zur persönlichen musikalischen Sozialisation dazu. Seit dem letzten SY-Konzert 2011 ist die Musikerin in verschiedenen Bands (z.B. Body/Head) aktiv. 2019 veröffentlichte sie mit „No Home Records“ ihr Debütalbum als Solokünstlerin. Mit „The Collective“ folgt nun der Nachfolger aus verstörenden, psychedelischen Synthie-Klängen, verzerrten Gitarren und Dub- und Trap-Beats, die in ihrer Einheit kaum als harmonisch bezeichnet werden können. Gordons Sprechgesang, weit entfernt davon, auch nur ansatzweise als Poetry Slam durchzugehen, soll collagenhaft die Musik unterstützen und ihren Gemütszustand beschreiben. Dieser dreht sich um Flucht ins Unbekannte, weil das Hier und Jetzt nicht zu ertragen ist: TV, Drogen, Internet, Kommerz und patriarchaler Machtmissbrauch. Der Bandcamp-Seite konnte ich entnehmen, dass Kim Gordon mit diesem Album ihre „absolute craziness I feel around me“ ausdrücken wollte. Und so wirken die Lieder auch: verschroben, anstrengend und manchmal sehr schwer zu ertragen, ja, sogar schmerzend. Wenn die Musik zum Kunstobjekt wird, in dem experimentelle Klänge und der teils monotone Sprachgebrauch auf einer Klangpalette angerührt und auf die auditive Leinwand geschleudert werden, mag das den kunstaffinen Hörenden begeistern. Mir als Kunstbanause fiel das Hören des Albums einfach nur schwer.