Auch wenn die meisten dieser Platte, wenn überhaupt, Mittelmaß zugestehen, so liebe ich „Get Hurt“ heiß und innig. Angefangen mit dem rotzig-rauen „Stay Vicious“, das die Hörerschaft schon auf eine falsche Bahn leitet. Die harte Schiene schielt auf dem Album nur selten hervor und zwar genau in der richtigen Menge. Und diese Stimme! Brian Fallon ist so rau und rauchig und dabei doch so unglaublich sanft und ja, auch ziemlich geradlinig, was mit dieser Stimmfarbe aber ein vollkommenes Gesangserlebnis ergibt. Man mag es heraushören, ich bin ein wenig verliebt.
Aber wie könnte ich es auch nicht sein, bei seiner bezirzenden Stimme in „Get Hurt“ und „Break Your Heart“ oder dagegen bei dem Ausbruch mit Gänsehautgarantie in „Selected Poems“. Gerade stimmungstechnisch hat die Platte einfach alles zu bieten, vor allem für ein spezielles Mysterium des Menschen: „Ich bin traurig, deshalb höre ich jetzt traurig klingende Musik an!“
Genau für diese Stimmung ist „Get Hurt“ perfekt. Einfach weil absolut jeder Track in seiner Weise in das Gesamtwerk hineinpasst. „Stay Vicious“, „Ain't That A Shame“, „1,000 Years“ und „Dark Places“ bieten den Soundtrack, um mit tränenüberströmten Gesicht deine komplette Bude auseinander zu nehmen. „Break Your Heart“, „Underneath The Ground“ und besonders „Get Hurt“ eignen sich wiederum dafür, um danach weinend in Embryonalhaltung an der Wand zu lehnen. Dann ist da noch dieser eine Track, der in der verzweifelten Situation einen Wendepunkt darstellt: Bei „Stray Paper“ stehst du zur Bridge auf und wischt dir die Tränen weg. Dann singst du den Text mit, bis du ihn am Schluss brüllst und fühlst dich schließlich schon viel besser.
Nun bist du bereit, um ein wenig abzugehen. Ob du dann „Helter Skeleton“, „Red Violins“, „Selected Poems“ oder einen Mix aus all denen hörst, ist dann eigentlich egal, denn passend sind sie alle. Zu guter Letzt gibt es noch den Track, den du hörst, wenn du Tage später, vielleicht auch Wochen oder Monate, mit deinen Kumpels bei einem Bier auf dem Balkon sitzt und lachend die ganze Geschichte Revue passieren lässt. Mit „Sweet Morphine“ verwandelt sich das letzte bisschen Wehmut in Nostalgie und tut auch nicht mehr weh. Auch wenn das bei Indie-Rock, fast schon Indie-Punk, kein Kompliment ist, so ist „Get Hurt“ trotzdem das rundeste und vollkommenste Album der Diskographie. Außer vielleicht „The 59th Sound“ - sagen wir Gleichstand.