Joes VaporPlaza #14: P E P S I M A N - "DRINK!"
11.04.2019 | Johannes Kley
Artist: P E P S I M A N
Album: „DRINK!“
Erscheinungsjahr: 2016
Anspieltipp: „GIVE IT UP!“
Stil: Future Funk
Link: https://sunsetgrid.bandcamp.com/album/drink
Future Funk gehört schon seit langem zum Vaporwave. Künstler wie Saint Pepsi haben ihn groß gemacht und seitdem wächst das Untergenre stetig weiter. Während klassischer Vaporwave eher zum Entspannen einlädt, ist Future Funk tanzbar und hat meist auch weniger Melancholie in den Songs. P E P S I M A N hat seinen Namen von der gleichnamigen Werbefigur des Erfrischungsgetränkeherstellers, welche die meisten wohl kaum kennen. Pepsiman hatte sogar ein eigenes Spiel auf der PlayStation, was allerdings zu Recht in Vergessenheit geriet.
Der Name ist vermutlich aber eher eine Hommage an Saint Pepsi, welcher bis heute für seine Alben gefeiert wird, auch wenn er sich aus dem Vaporwave zurückgezogen hat. Ähnlich wie dieser hat P E P S I M A N in Vaporwave-Manier alte Tracks genutzt, um tanzbare Tracks mit Effekten und verzerrten Stimmen zu erschaffen. Schon der Opener „GIVE IT UP!“ dürfte den meisten Hörenden bekannt vorkommen. KC And The Sunshine Band veröffentlichten den Titel unter „Give It Up“ und schufen damit einen Ohrwurm. P E P S I M A N hat vergleichsweise wenig am Original geändert und doch klingt der Titel anders. Die Tanzbarkeit ist geblieben, der Gesang klingt tiefer und der Titel geht geschlagene sechs Minuten. Auch die anderen Songs haben weniger Rearrangement erhalten als bei anderen Künstlern, was man nun als Faulheit bezeichnen könnte, oder aber einfach als gute Auswahl des Ausgangsmaterials anerkennt.
Die ersten drei Songs sind Klassiker aus dem englischsprachigen Raum, während die letzten beiden Tracks vermutlich aus Japan stammen und sehr an City-Pop erinnern. Passenderweise heißt einer der Songs auch „City.“ und klingt nach Future Funk in seiner reinsten Form. Die Tonhöhe ist leicht verändert, es gibt mehr Hall und Echo und auch wenn dies das Originalrezept für klassischen Vaporwave ist, kann man wunderbar zu den Songs tanzen. Natürlich kann man die Tracks auch in Ruhe vor dem heimischen Rechner genießen und unbemerkt mit dem Hintern wackeln, aber wer zum Beispiel seine Freizeit im Fitnessstudio verbringt, kann mit „DRINK!“ einen guten Begleiter finden, da die Songs beispielsweise für das stupide Rennen auf dem Laufband ein angenehmes Tempo haben und dabei ein wenig Freude bringen.
Mit fünf Songs ist das Album sehr kurz und dürfte wohl eher als EP gelten, aber aufgrund der langen Laufzeit von 31 Minuten ist das wohl eine Glaubensfrage. So oder so bringt „DRINK!“ Freude und zeigt die schnelle, tanzbare Seite des Vaporwave in seiner vollen Pracht. P E P S I M A N hat leider nach zwei Alben aufgehört Musik zu veröffentlichen, aber „DRINK!“ ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein paar Effekte, geänderte Tonhöhe und Geschwindigkeit alten Songs einen neuen Klang und einen ganz eigenen Vibe verleihen können.
Sollten sich eines Tages Diskotheken mit Vaporwave-Abenden etablieren, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit P E P S I M A N gespielt werden – auch wenn Dank starrer Copyright-Gesetze und GEMA so etwas nie passieren wird, da Vaporwave nach wie vor Grauzonen-Musik ist. Für einen Tanzabend zu Hause eignet sich „DRINK!“ aber auf jeden Fall.
Ich mag eigentlich keine Funk-Musik. Future Funk hingegen macht süchtig und ich könnte „GIVE IT UP!“ in Dauerschleife hören.
I don’t like funk music. Future funk on the other hand is addictive and I could listen to „GIVE IT UP!“ 24/7.
Johannes Kley
Kolumnist und Konzertmuffel Joe ist Gesundheits- und Krankenpfleger in Bochum, liebt seinen Hund, liest leidenschaftlich gern, gibt ungern Bewertungen für Alben ab, ist Musikliebhaber, irgendwo zwischen (emotional) Hardcore, Vaporwave, Goth-Pop und Nine Inch Nails und versorgt euch unregelmäßig mit geistigen Ergüssen aus seiner Gedanken- und Gefühlswelt.