Joes VaporPlaza #17: yung feen - "Broken N64"
09.05.2019 | Johannes Kley
Artist: yung feen
Album: „Broken N64“
Erscheinungsjahr: 2017
Anspieltipp: „HAPPINESS FOUND“
Stil: Klassischer Vaporwave/Utopian Virtual
Link: https://sunsetgrid.bandcamp.com/album/broken-n64
Neben Vaporwave gibt es das deutlich erfolgreichere Genre des Retrowave. Abgesehen von den letzten vier Buchstaben des Genrenamens haben die beiden Musikrichtungen auch noch etwas Anderes gemeinsam. Wichtige, teils essenzielle Themen sind Nostalgie und Retro-Feeling. Und was wäre mehr Retro als alte Videospiele?
Videospielkonsolen sind ein gutes Beispiel, um die technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte zu zeigen. Angefangen bei zwei Strichen und einem Quadrat als Ball gibt es mittlerweile 4K-Grafik und Spiele, die einnehmender sind als so manches Buch. Nintendo ist ein Big Player im Business und dies schon seit langer Zeit. NES, SNES, Wii oder Switch sind Konsolen, die die Menschen bis heute begeistern.
Ein Gerät fehlt allerdings in dieser Aufzählung und das ist das N64. Meine erste eigene Konsole und somit wichtige Kindheitserinnerung. „The Legend Of Zelda: Ocarina Of Time“, „Banjo-Kazooie“ oder „Super Smash Brothers“ sind Spiele, an die ich gern zurückdenke und so geht es vermutlich vielen. Diese Nostalgie ist die Grundlage für „Broken N64“, denn das Album trägt den Namen der Konsole nicht zufällig im Titel. Wer „Super Mario 64“ gespielt hat, dürfte bereits beim ersten Song “FILE SELECT“ erfreut aufhorchen, denn der Track nutzt die Musik des Startbildschirms und verwandelt sie in wunderschöne Utopian-Virtual-Musik.
Das Genre des Utopian Virtual ist so alt wie Vaporwave selbst, zeichnet sich durch einen sehr sauberen Sound aus und klingt so wie beispielsweise das Windows-95-Intro. Der Sound, den yung feen auf „Broken N64“ geschaffen hat, klingt beruhigend, nostalgisch und futuristisch zugleich. Das kleine Untergenre des Vaporwave ist ein bisschen das Gegenstück zum Broken Transmission oder Post-Internet, da es nicht düster oder depressiv klingt, sondern die Stimmung aufhellt. Der sanfte, unaufdringliche Sound entführt in eine Welt, in der Technik das Leben einfacher, besser und angenehmer macht. Auch wenn yung feen keinen reinen Virtual-Sound geschaffen hat, da er teils zu „unsteril“ klingt, ist das Album ein guter Einstieg in das Genre. Ansonsten gibt es sanften klassischen Vaporwave, mit Loops, Echo und ein wenig Rauschen, um den „Transmission From The Past“-Untertitel des Albums noch einmal zu unterstreichen.
Mit 14 Minuten ist das Album recht kurz, funktioniert aber genau so wie es ist sehr gut. Kein Track scheint zu lang und so nutzen sich die teils simplen Songs nicht wirklich ab. „Broken N64“ ist präsent und unaufdringlich zugleich, wodurch es sich für zu Hause, aber auch für unterwegs eignet. Kein Stück stört oder bricht aus dem Gesamtkonzept aus und so gibt es fast eine Viertelstunde Entspannung in Musikform. Perfekt, um in der Mittagspause mit Kopfhörern mal runterzukommen und einfach nur die Augen geschlossen zu haben oder um eine Facharbeit für die Weiterbildung zu verfassen.
Ich habe „Super Mario 64“ nie durchgespielt, aber „Broken N64“ brachte direkt Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend zurück. Allein dafür liebe ich dieses Album, aber auch die, die nie ein N64 besessen haben, können die Nostalgie hören und spüren. „Broken N64“ entspannt und ist eine schöne, wenn auch kurze Reise in die Welt von 64 Bit, grobpolygoner Grafik und der Zukunft.
Wieder einmal ein Zufallsfund, welcher sich als Bereicherung meiner virtuellen Musikbibliothek herausgestellt hat und definitiv gehört werden sollte.
I accidentally stumbled upon this album and it’s an enrichment of my virtual music library. You should listen to it.
Johannes Kley
Kolumnist und Konzertmuffel Joe ist Gesundheits- und Krankenpfleger in Bochum, liebt seinen Hund, liest leidenschaftlich gern, gibt ungern Bewertungen für Alben ab, ist Musikliebhaber, irgendwo zwischen (emotional) Hardcore, Vaporwave, Goth-Pop und Nine Inch Nails und versorgt euch unregelmäßig mit geistigen Ergüssen aus seiner Gedanken- und Gefühlswelt.