Joes VaporPlaza #29: Mac Lacrosse - "Pristine"
30.07.2019 | Johannes Kley
Artist: Mac Lacrosse
Album: Pristine
Erscheinungsjahr: 2019
Anspieltipp: All Night
Stil: klassischer Vaporwave
Link: https://mypetflamingo.bandcamp.com/album/pristine
Vaporwave ist stetig im Wandel, wie die letzte Ausgabe der VaporPlaza gezeigt hat. Doch nach wie vor ist ein immenser Teil der Musik in der Szene samplelastig und besteht aus langsamen, sanften Songs, deren Ursprung nur noch schwer zu erahnen ist. Mac Lacrosse liefert genau ein solches Album und begeistert mit geschickter Sampleauswahl und einem Händchen für Effekte.
„Pristine“ beginnt mit einem kurzen Broken-Transmission-Intro, geht danach aber direkt in die klassische Form des Vaporwave über: eingängige Loops bekannter Songs mit Reverb und Echo. Dabei erkennt man ab und an die Originaltracks, was zum Genre gehört wie eine E-Gitarre zur Rockmusik. Mac Lacrosse hat sich hier viele Songs der 90er vorgenommen und in ästhetische Versionen verwandelt, die entspannt wie ein Sommertag klingen. Zwischendurch gibt es ein paar nachdenkliche Momente, jedoch nie ohne Leichtigkeit. „Pristine“ ist niemals deprimierend. Songs wie „On The Catwalk“ oder „Hmm“ sorgen sogar eher für ein Lächeln.
Anlässlich des gerade vor dem EuGH entschiedenen Sample-Streits zwischen Moses P. und Kraftwerk bleibt natürlich immer der Beigeschmack, dass Alben wie diese schneller verschwinden könnten, als uns lieb ist. Die Alben werden meist zum „Name Your Price“-Tarif angeboten und sind somit eigentlich kostenlos. Das soll Plattenfirmen und Künstler davon abhalten, es als Bedrohung zu sehen, denn das ist nicht das Ziel. Mit Vaporwave wird niemand reich. Auch bei Kassettenverkäufen sind die meisten Künstler froh, wenn sie nicht mit weniger Geld aus dem Verkauf rauskommen. Am Ende bleibt es illegal und auch wenn Amerikaner noch versuchen könnten, sich mit dem „Fair Use“-Gesetz rauszureden, sind Europäer da deutlich schlechter dran.
Musik sollte jedoch eine Flucht vor der Realität sein und solange Alben wie „Pristine“ existieren, gibt es eine Parallelwelt mit sanften Melodien, Nostalgie und ein paar Schmunzlern. Auch zehn Jahre nach den ersten Ecco Jams funktioniert die Formel immer noch und Mac Lacrosse zeigt hier wunderschön, wie angenehm alte Songs klingen können, wenn sie nur richtig arrangiert und mit Effekten beladen werden. Augen schließen, zuhören und genießen. „Pristine“ nimmt auf eine Reise mit und auch wenn jeder wohl eine andere Route nehmen wird, ist das Ziel das selbe: zufriedene Entspannung. Wenn man dazu noch auf das Cover blickt, erhöht sich diese noch mehr. Ein blauer Himmel mit ein paar weißen Wölkchen, gepaart mit den Songs und schon kann man aus dem Alltag entfliehen.
Mac Lacrosse kam aus dem Nichts und überzeugt direkt mit „Pristine“. Es mag kein außergewöhnliches Album sein und die einfachste Form des Genres darstellen, aber das was es sein will, überzeugt. Es ist unterhaltsam, angenehm und einfach gut anzuhören. Ein gutes Album für Einsteiger oder um Freunde von der Schönheit des Genres zu überzeugen, aber auch ein Genuss für Menschen, die schon länger auf ästhetische Sounds stehen.
Das Cover hat mich neugierig gemacht, also habe ich mal draufgeklickt und dann habe ich die Songs gehört. Ein Kauf, den ich nicht bereut habe. Ich liebe es einfach.
The cover made me curious, so I clicked on it and then I heard the songs. A purchase I haven't regretted. I just love it.
Johannes Kley
Kolumnist und Konzertmuffel Joe ist Gesundheits- und Krankenpfleger in Bochum, liebt seinen Hund, liest leidenschaftlich gern, gibt ungern Bewertungen für Alben ab, ist Musikliebhaber, irgendwo zwischen (emotional) Hardcore, Vaporwave, Goth-Pop und Nine Inch Nails und versorgt euch unregelmäßig mit geistigen Ergüssen aus seiner Gedanken- und Gefühlswelt.