Joes VaporPlaza #5: Chuck Person - "Chuck Person's Eccojams Vol. 1"
07.02.2019 | Johannes Kley
Artist: Chuck Person (aka Daniel Lopatin)
Album: „Chuck Person’s Eccojams Vol. 1“
Erscheinungsjahr: 2010
Anspieltipp: „A3“
Stil: Proto-Vapor/ Ecco Jams
Link: leider kein legaler Link verfügbar
Daniel Lopatin hat es geschafft. Ein Genre zu erschaffen ist vermutlich der Traum vieler Musiker und mit „Chuck Person’s Eccojams Vol. 1“ war Lopatin an der Entstehung des Vaporwave beteiligt. Zeit für eine kleine Zeitreise.
2010 ist noch nicht lange her, aber dennoch eine völlig andere Zeit. Das Internet war anders und auf Seiten wie Soundcloud und 4chan kristallisierte sich die Geburt eines neuen Genres heraus. Das erste Genre ohne wirklichen geographischen Ursprung.
Das Genre, welches im Internet geboren wurde. Beteiligt an der Geburt war Daniel Lopatin mit seinem experimentellen Album „Chuck Person’s Eccojams Vol. 1“.Das Album beinhaltet vieles, was bis heute zum Markenzeichen des Vaporwave gehört. Verzerrte Stimmen, Geschwindigkeitswechsel, massig Effekte und Loops. Der Song „A3“ beispielsweise beginnt mit einem schier unendlichen Loop, der aus dem Chorus von JoJos „Too Little Too Late“ entnommen wurde, natürlich mit viel Echo- und Hall-Effekt. Nach über drei Minuten geht der Song dann in einen stark verlangsamten Loop-Rausch von Ian Van Dahls „Castles In The Sky“ über. Das mag beim ersten Hören ein wenig merkwürdig anmuten, hat aber eine hypnotische Wirkung und wird, wenn man sich darauf einlässt, zu einem angenehmen Hörerlebnis.
Lopatin hat Samples aus allen Musikrichtungen genutzt und zu einem Sound geformt, welcher interessant ist und beruhigend wirkt. Da findet man mal „Africa“ von Toto in „A1“ oder auch Janet Jackson mit „Lonely“ in „A6“. Selbst Menschen, die kaum Radio hören oder sich wenig für aktuelle oder alte Popmusik interessieren, werden einige Songs wiedererkennen, was für ein wenig Nostalgie-Gefühl sorgen dürfte. Der Sound ist sehr experimentell und teils auch noch etwas unästhetisch, meist etwas überladen, was sich in den Folgejahren durch andere Künstler dann aber etablieren sollte. Dennoch gilt dieses Album als Proto-Vapor-Album, also das, was Vaporwave erschaffen hat und ist bis heute ein begeisterndes Werk. „Chuck Person’s Eccojams Vol. 1“ hat kein wirklich erkennbares Konzept und scheint eine wahllose Aneinanderreihung von Songs zu sein. In Zeiten von Einzelsongkäufen bei iTunes sind Konzeptalben auch nicht unbedingt notwendig, auch wenn es im Vaporwave oftmals vorkommt.
Musikgeschichte ist spannend. Wer hätte gedacht, was mal aus Rockmusik werden würde, als die Beatles damals durchstarteten? Genauso ist es nun beim Vaporwave. Als Experiment begonnen und hochgeladen, ist „Chuck Person’s Eccojams Vol. 1“ bis heute wichtig für Szene und Musik. Allein dafür lohnt es sich, bei Youtube mal danach zu suchen.
Ich liebe „Chuck Person’s Eccojams Vol. 1“. Einige Songs sind auch für mich zu merkwürdig, aber ich freue mich jedes Mal, wenn „A3“ vom MP3-Player läuft und achte Lopatin für seinen Beitrag zu einem Genre, welches einen wichtigen Teil meiner Musikwelt ausmacht.
I love „Chuck Person’s Ecco Jams Vol. 1“. Some songs are too strange, even for me. But I am happy every single time „A3“ plays from my mp3-player and I respect Lopatin for his contribution to a genre that is a huge part of my musical world.
Johannes Kley
Kolumnist und Konzertmuffel Joe ist Gesundheits- und Krankenpfleger in Bochum, liebt seinen Hund, liest leidenschaftlich gern, gibt ungern Bewertungen für Alben ab, ist Musikliebhaber, irgendwo zwischen (emotional) Hardcore, Vaporwave, Goth-Pop und Nine Inch Nails und versorgt euch unregelmäßig mit geistigen Ergüssen aus seiner Gedanken- und Gefühlswelt.