Joes VaporPlaza #51: Mr. Ocean - "Mid-Levels"
09.01.2020 | Johannes Kley
Artist: Mr. Ocean
Album: "Mid-Levels"
Erscheinungsjahr: 2020
Anspieltipp: "close to you pt. 1"
Stil: klassischer Vaporwave / BossaWave
Link: https://seikomart.bandcamp.com/album/mid-levels
Eigentlich wollte ich ein anderes Album bringen, doch manche Alben kann ich nicht auf später verschieben. Bei der Menge an Alben, die täglich auf bandcamp erscheint, ist es schwer sich zu entscheiden, welche man sich zuerst anhört. Oft entscheidet das Coverart oder der Titel. Im Falle von „Mid-Levels“ war es die Albenbeschreibung, denn manchmal braucht es einfach eine traurig-schöne Geschichte.
„Two soulmates are cursed to never find each other
They both live in the same city but just never come across each other
For years now they live alone in this city, wishing for a miracle...
A curse is difficult to break, but it's not impossible
It might take long, but you should never give up hope
Try to find some luck in this midnight city…“
Geht man mit diesen Worten in das Album, eröffnet sich eine verträumte und melancholische Welt mit Neonlichtern und verlorenen Gedanken. Mr. Ocean wechselt auf dieser Reise die Stile recht abrupt und so gibt es einen Song, der Bossa-Nova-Rhythmen enthält. Der nächste Track könnte für das ungeschulte westliche Ohr nach dem Intro einer Anime-Serie klingen.
Stilistisch verzichtet Mr. Ocean auf „Mid-Levels“ auf etwas, das Neulinge im Genre abschrecken könnten. Zeichnet sich Vaporwave oft durch die verzerrten und tiefen Stimmen aus, findet man hier die Vocals kaum verändert und so ist das Album deutlich zugänglicher als manch anderes. Nichtsdestotrotz gibt es auf „Mid-Levels“ wunderschönen Vaporwave mit Reverb, Delay und Loops und vor allem sehr viel Abwechslung. Allein der Track „the peak“ bietet mit seinen beinahe 21 Minuten Spielzeit teils wahnwitzige Genrewechsel und bietet quasi ein eigenes Broken-Transmission-Album auf einem Album an, auch wenn die Klangästhetik nicht die selbe ist. Dazu gibt es Drum’n’Bass, Dub, die erwähnten Bossa Nova-Rhythmen, City Pop und noch mehr. All das verschwimmt zu einer Mischung, die besser funktioniert, als man es sich vorstellen kann.
Was das Album wirklich auszeichnet, ist die Grundstimmung, die über alle Stilwechsel hinweg bestehen bleibt. Ob der Song nun fröhlich anmutet oder doch eher ruhig und ein wenig depressiv klingt, ändert nichts am Gefühl, welches „Mid-Levels“ vermitteln kann. Das Sehnsüchtige und Suchende in der Musik ist stets vorhanden und man kann beinahe fühlen, wie sehr die beschriebenen Personen zueinander finden müssten und dann einfach alles gut werden würde. Diese Melancholie bietet sich an, ohne beim Hören runterzuziehen und so kann „Mid-Levels“ entspannend wirken oder eben ein Album sein, welches eine Geschichte von Liebe erzählt, die es nie geben wird.
Als ich am 06.01.2020 morgens auf mein Handy schaute, erwartete ich nicht, ein solch interessantes Album zu finden und doch hat es mich dazu gebracht, die Pläne für die Kolumne umzuwerfen und euch dieses Album zu präsentieren. „Mid-Levels“ ist sicherlich nicht das avantgardistischste Album im Vaporwave, aber eines, welches genau das tut, was es soll - Gefühle vermitteln.
Mr. Ocean erzählt auf „Mid-Levels“ eine bittersüße Geschichte mit viel Gefühl und wunderschönen Songs, die man sich definitiv anhören sollte.
On "Mid-Levels" Mr. Ocean tells a bittersweet story with lots of feeling and beautiful songs that you should definitely listen to.
Johannes Kley
Kolumnist und Konzertmuffel Joe ist Gesundheits- und Krankenpfleger in Bochum, liebt seinen Hund, liest leidenschaftlich gern, gibt ungern Bewertungen für Alben ab, ist Musikliebhaber, irgendwo zwischen (emotional) Hardcore, Vaporwave, Goth-Pop und Nine Inch Nails und versorgt euch unregelmäßig mit geistigen Ergüssen aus seiner Gedanken- und Gefühlswelt.