Joes VaporPlaza #76 - Office Hours - "Music For The Workplace"
09.07.2020 | Johannes Kley
Artist: Office Hours
Album: "Music For The Workplace"
Erscheinungsjahr: 2019
Anspieltipp: "Casual F R I D A Y"
Stil: Office Soft
Link: https://dreammuseumrecords.bandcamp.com/album/music-for-the-workplace
Du hast einen Bürojob und langweilst dich mal wieder zu Tode? Verständlich. Würde ich auch. Aber da der Jobwechsel meist etwas schwieriger ist, versuchen wir es doch mal mit etwas Musik, oder? Stell dir vor, du kommst am Morgen auf die Arbeit und alle lächeln dich an. Du hast das Gefühl, etwas wichtiges zu leisten und bist hochmotiviert. Es strömt Musik aus den Boxen. Office Hours schenkt euch mit „Music For The Workplace“ das Album, um auch den langweiligsten Job irgendwie unterhaltsam zu machen.
Man nehme den Vibe der 70er, Hintergrundgeräusche eines Großraumbüros, Warteschleifenmusik und mische dies mit Vaporwave. Schon hat man Office Soft. Ein weiteres, merkwürdig-charmantes Untergenre, welches bis zur Entstehung niemand gebraucht hat, aber mittlerweile eine Fangemeinde und definitiv eine Daseinsberechtigung hat. Es klingt so, wie man es sich vorstellt. Mall Soft, nur eben nicht aus dem Shopping Center, sondern aus dem Büro.
Es beginnt mit dem obligatorischen „M o r n i n g Coffee“ und nach „S c r e e n s a v e r“ und „The Sound Of Printing“ fragen die Kollegen dann nur noch „Same Time Tomorrow?“. Es ist eine Zeitreise und eine Geschichte in einem. Während man also vor öden Excel-Tabellen sitzt oder die zwanzigste Rechnung prüft, ist „Music For The Workplace“ ein Album, das einen versteht. Es ist unaufdringlich genug, um nicht übermäßig abzulenken, aber interessant genug, um nicht zu langweilen. Wenn die Kollegen in ihren Ralph-Lauren-Poloshirts und ihren schlecht sitzenden Anzügen von Karstadt mal wieder viel zu laut sind und man einfach nur seine Arbeit machen will, sollte man sich Kopfhörer aufsetzen und sich von Office Hours in eine Welt entführen lassen, in der das alles Sinn macht und die Atmosphäre angenehm ist. Die Mischung aus Warteschleifen- und Fahrstuhlmusikloops und Bürogeräuschen wurde mit ein paar Filtern so bearbeitet, dass sie klingt, als wäre es ein Tape aus den 70ern, welches seine besten Jahre schon hinter sich hat, aber seinen Reiz noch lange nicht verloren hat. Anders als der Job.
Ich könnte nie in einem Büro arbeiten. Wäre mir zu öde. Aber Nursewave würde vermutlich eklig klingen und da Vaporwave auch oft ein bisschen Kapitalismuskritik enthält, ist Office Soft natürlich ein Genre, welches man brauchte. Die sanfte Musik und die atmosphärischen Klänge erzeugen ein Album, welches Gehör verdient. So oder so klingt das Album einfach schön und plötzlich wirkt ein Job in einem Großraumbüro reizvoll.
Bürojobs sind scheiße, aber Office Hours’ Musik dazu ist einfach nur schön.
Office jobs suck, but Office Hours' music to them is just beautiful.
Johannes Kley
Kolumnist und Konzertmuffel Joe ist Gesundheits- und Krankenpfleger in Bochum, liebt seinen Hund, liest leidenschaftlich gern, gibt ungern Bewertungen für Alben ab, ist Musikliebhaber, irgendwo zwischen (emotional) Hardcore, Vaporwave, Goth-Pop und Nine Inch Nails und versorgt euch unregelmäßig mit geistigen Ergüssen aus seiner Gedanken- und Gefühlswelt.