Joes VaporPlaza #84: Telenights - "Vapordreams"
01.09.2020 | Johannes Kley
Artist: Telenights
Album: "Vapordreams"
Erscheinungsjahr: 2019
Anspieltipp: "Walk and Talk"
Stil: klassischer Vaporwave
Link: https://seikomart.bandcamp.com/album/vapordreams
Ich habe hier bereits oft erwähnt, dass Vaporwave mit Samples arbeitet. Meist sind es Songs aus den 80ern und 90ern, welche so verändert werden, dass sie nur noch vage an den ursprünglichen Sound erinnern. Bei Telenights ist das nicht anders - oder etwa doch?
Um es kurz zu machen: Es ist klassischer Vaporwave. Also ist es nicht wirklich anders, aber wer Saint Pepsi und dessen Hit "Private Caller" kennt, dürfte beim Opener "Walk and Talk" aufhorchen. Entweder Telenights hat sich die selbe Vorlage zu nutze gemacht oder hat eben den Future-Funk-Song genommen und Vaporwave daraus gemacht, was es letztlich ja zu doppeltem Vaporwave macht. So oder so ist der Song ein schönes Intro zum Album, denn es klingt zu Beginn so, als würde jemand ein Tape in einen Player legen und dann beginnt der Song. Die insgesamt acht Songs schaffen eine ruhige und einladende Atmosphäre, aus teils gezielt unsauberen Loops und einer sauberen Effektarbeit.
Der Name des Künstlers selbst ist vermutlich auch eine Anspielung auf ein Album, welches ich hier bereits vorgestellt habe. Das gleichnamige Album von g h o s t i n g hat das gesamte Genre sehr geprägt und so wäre es nicht weiter verwunderlich, wenn sich Telenights danach benannt hat. Viele Künstler und Bands machen es ja genauso. So haben sich The Sisters Of Mercy beispielsweise nach einem Leonard-Cohen-Song benannt und Trent Reznors Nebenprojekt How To Destroy Angels wurde nach dem ersten Album der Band Coil benannt. Aber auch ohne diese Hommage wäre "Vapordreams" ein wunderbares Album. Wer klassischen Vaporwave mit ein bisschen mehr Aufwand als das Verlangsamen der Songs mag, wird "Vapordreams" lieben. Der nostalgische Sound und die teils zur Unkenntlichkeit bearbeiteten Songs liefern die typische Atmosphäre, um mit geschlossenen Augen auf der Couch zu liegen und sich davon treiben zu lassen.
Als ich den Künstlernamen das erste Mal gesehen habe, dachte ich natürlich an g h o s t i n g und erwartete eben auch Broken Transmission als Genre. Ich hätte enttäuscht sein können und doch war ich eher begeistert, denn die Musik war nicht das, was ich erwartete, aber dennoch wunderschön. "Vapordreams" ist nicht das zugänglichste Album des Genres, da Telenights teilweise sehr starke Effektarbeit geleistet hat, aber für Fans des Vaporwave ist es ein Album mit viel Liebe zum Detail und einer tollen Atmosphäre.
Ein Album, auf das ich durch Zufall gestoßen bin und das mich mit einer netten Hommage und einem großartigen Klang verblüfft hat.
An album I found by chance and which amazed me with a nice homage and great sound.
Johannes Kley
Kolumnist und Konzertmuffel Joe ist Gesundheits- und Krankenpfleger in Bochum, liebt seinen Hund, liest leidenschaftlich gern, gibt ungern Bewertungen für Alben ab, ist Musikliebhaber, irgendwo zwischen (emotional) Hardcore, Vaporwave, Goth-Pop und Nine Inch Nails und versorgt euch unregelmäßig mit geistigen Ergüssen aus seiner Gedanken- und Gefühlswelt.