Festivalbericht: Kosmonaut Festival 2018 sorgt für viel Gesprächsstoff
06.07.2018 | Ole Lange
Um 7 Uhr beginnt der Spaß am Freitag, denn frühes Hinreisen kann sich auf dem Kosmonaut lohnen. Der Zeltplatz 1 ist nämlich äußerst beliebt, da dort schon letztes Jahr Kraftklub als Weckdienst gespielt hatten, aber auch die Flunkyball-Arena, die Tankstation, das „Kamp mit K“ und die Duschen dort ihren Standort haben. Wer dieses Jahr um 11 Uhr, also zwei Stunden nach Öffnung, da ist, muss bereits auf Zeltplatz 2 ausweichen. Freigehalten Plätze, weit auseinander gebaute Zelte und Pavillons, aber auch ziemlich breite Wege, nehmen die meiste Fläche weg. Die Schlange beim Zeltplatz 2 kostet dann auch schon einige Zeit. Um 12:30 Uhr steht dann aber das Zelt und der erste Festival-Tag kann beginnen. Das Wetter wird das ganze Wochenende halten und nicht als Sonnenschein für das Kosmonaut Festival bieten.
Auf dem Gelände wird man wie jedes Jahr mit einer sehr herzlichen Dekoration empfangen und die Angebotsauswahl hat ihre Highlights - auch wenn die AOK einen besseren Tischkicker gebrauchen könnte. Geht man über das Gelände, könnte man auch meinen, es wäre ein Kurzzeitkurgebiet. Bis 18 Uhr genießen alle größtenteils die Sonne und lauschen der Musik sehr beiläufig. Gerade die Atomino Bühne zieht dieses Jahr gefühlt weniger Menschen nachmittags auf das Gelände. Idles machen Hoffnung, aber auch hier blieben viele wohl auf dem Zeltplatz. Ein Highlight des Festivals sind definitiv Käptn Peng & die Tentakel von Delphi kurz nach Sieben auf der Hauptbühne. Eine Stunde lang beehren die Kreismusiker das Kosmonaut Festival, ehe mit Feine Sahne Fischfilet eine Band auf der Bühne steht, die man derzeit sehr leicht zu viel sehen kann.
Dann ist es auch schon so weit. Der geheime Headliner steht bevor und schnell bekommt man mit, dass nicht viel umgebaut wird. Das sorgt für Verwunderung, aber als Kraftklub dann die Ankündigung über eine besondere Edition des geheimen Headliners machen, zog es einigen Fans die Schuhe aus. RIN taucht auf der Bühne auf und Fans zogen ab. Nach RIN kommen noch Bausa und Haiyti, während viele Zuschauer schon in Richtung Zeltplatz aufbrechen. Vollkommen berechtigt, wenn man schließlich davon ausgeht, dass es einen geheimen Headliner gibt. Und nicht letztendliche sechs. Denn nach den drei gehypten Rapper*Innen überrascht dann noch Cro die Fans mit Songs wie „Traum“ oder „Easy“. Und dann rettet die Ankündigung über ein gemeinsames Album von Marteria und Casper alles. Mit einem Song und Feuerwerk schafft man dann für sicherlich viele Besucher einen in Erinnerung bleibenden Abend, doch gab es auch eine große Masse, die nicht mit einem Mash-Up aus unbekannten, im Hype stehenden Künstlern und Kurzauftritten sowie der Ankündigung eines Albums zufrieden sind.
Das aber auch zurecht. Mit den Beginnern, den Fantastischen Vier, Marteria, Fettes Brot und Kraftklub hatte man bislang immer einen Headliner mit einer würdigen Show. Auch wenn schätzungsweise etwas über die Hälfte der Besucher vor der Bühne Stimmung zwischen den Pausen machen, schaut sich der Rest fragend in die Augen. Auch auf Nachfrage dauert es, bis alle wussten, wer denn eigentlich die ersten drei Künstler*Innen auf der Bühne sind. Es ist einfach nur verdammt schade, dass der geheime Headliner-Slot, der eigentlich wirklich jedes Jahr eine lohnenswerte Sache auf dem Festival war, dieses Jahr für eine Ankündigung ausgenutzt wird.
Samstagmorgen wecken dann Marteria und Casper den Zeltplatz 1. Auf Zeltplatz 2 durfte man weiterschlafen. Das fühlt sich wie ein reiner Klassenunterschied an, obwohl man für beide Zeltplätze gleich viel Geld bezahlt. So startet der Tag um 14 Uhr mit Sind auf der Atomino Bühne. Mit Milliarden bringt sich am Samstag das Kosmonaut Festival schon gut in Stimmung, obwohl der Samstagnachmittag doch eher ein Dämpfer ist. RAF Camora und Trettmann halten ihre Fans auf der Hauptbühne bei der Stange, während man mit Sofi Tukker, Ho99o9 und Kat Frankie nicht wirklich ziehen kann. Milky Chance sorgen nochmal für das notwendige Luftholen, bevor der gesamte Stausee Oberrabenstein zu Kraftklub springt, tanzt und singt.
Die Unterschiede auf dem Kosmonaut Festival 2018 waren so groß wie vielleicht noch nie. Von Ufo361 über Decibelles und Käptn Peng & die Tentakel zu Delphi bis RAF Camora, Ho99o9 und Milky Chance – Abwechslung war da, leider in diesem Fall zu viel. Der geheime Headliner spiegelt bestens wieder, was das Festival in diesem Jahr ausgemacht hat. Für jeden war etwas dabei, dadurch war man viel auf dem Gelände in Bewegung und konnte sich wirklich aussuchen, wo man hingehen wollte. Diskussionen ausgelöst haben aber gerade der Klassenunterschied zwischen Zeltplatz 1 und 2 sowie der geheime Headliner. Man darf also wiedermal gespannt auf das nächste Jahr sein!
Ole Lange
Ole stammt aus der östlichsten Stadt Deutschlands und begeistert das Team mit seinen leichten Dialekt. Er schreibt fleissig Reviews von Hip-Hop bis Metalcore und hat hin und wieder ein Interview mit Bands.