Höher, schneller, lauter - Musikalische Weltrekorde
08.09.2020 | Kai Weingärtner
Der kürzeste Song
Die Grindcore-Band Napalm Death hält den Rekord für den bislang kürzesten Track, der jemals aufgenommen (und regulär veröffentlicht) wurde. “You Suffer” ist stolze 1,316 Sekunden - ja, Sekunden, nicht Minuten - lang. Der ehemalige Gitarrist und Songwriter der Band, Justin Broadrick, beschreibt den Song als “utterly retarded [and] ridiculous, but [...] hilarious.” Viel mehr gibt's dazu auch gar nicht zu sagen, besonders gehaltvoll sind diese knapp anderthalb Sekunden nämlich auch nicht. Wenigstens suffert man dann auch nur sehr kurz…
Der längste Song
Das Gegenstück zu Napalm Death’s Geniestreich wäre dann wohl “The Rise and Fall of Bossanova”. Dieser “Song” der US-amerikanischen Gruppe PC III ist schlappe 48.000 mal so lang wie “You Suffer”. Das sind nach Adam Riese knappe 13 Stunden und 20 Minuten. Eine Live-Version des Tracks findet sich komischerweise nirgendwo im Internet…
All around the world!
Dass die altehrwürdigen Thrash-Metaller von Metallica eine ziemlich große Fanbase haben, dürfte wohl niemandem entgangen sein. Und wenn man den ganzen Fans die neue Mucke auch live vorführen will, ist das mit einer Menge Rumreiserei verbunden. So wurden Metallica 2013 die erste Band, die innerhalb eines Jahres auf jedem Kontinent der Erde mindestens ein Konzert spielten. Das Publikum des Tourfinales in der Antarktis bestand, wenn man James Hetfield glaubt, aus “300 sehr neugierigen Pinguinen”.
Das meistbesuchte Konzert jemals
Als Bruce Springsteen 1988 auf der “Tunnel of Love Express” Tour die Berliner Radrennbahn Weißensee ausverkaufte, haben sich knapp 160.000 Menschen the Boss angesehen. Über diese Zahlen kann der französische Elektro-Pionier Jean-Michel Jarre nur herzlich lachen. In den Top 10 der meistbesuchten Konzerte aller Zeiten ist er gleich dreimal vertreten. Auf der Nummer 1 steht dabei sein Konzert vor der Moskauer State University mit über 3,5 Millionen Besuchern. Das ist fast die gesamte Bevölkerung von Berlin.
Der “Kingslayer” unter den Musikvideos
Lange hielt der südkoreanische Odball PSY mit seinem Kultvideo zu “Gangnam Style” den Rekord für das meistgeklickte Musikvideo im Internet. Der Clip wurde, stand 2020, 3,7 Milliarden mal angeschaut. Damit ist “Gangnam Style” aber nur das zweiterfolgreichste Musikvideo bis dato. 2015 stieß der Rapper Wiz Khalifa PSY mit seinem Video zu “See You Again” aus dem Soundtrack von “The Fast and the Furious 7” vom YouTube-Thron. Der Song wurde schlappe 4,7 Milliarden mal geklickt. Das entspricht ungefähr dem jährlichen Trinkwasserverbrauch in Kubikmetern in Deutschland.
Die teuerste Gitarre der Welt
Die teuerste jemals verkaufte E-Gitarre der Welt ist nicht etwa mit Edelsteinen oder Gold überzogen, sie klingt noch nicht einmal irgendwie besonders. Es handelt sich bei der “Reach Out Asia Stratocaster” um eine Gitarre, die 2004 in Katar versteigert wurde, um Geld für die Opfer der verheerenden Tsunamis in Südostasien zu sammeln. Das Instrument zieren Unterschriften von Musiklegenden wie Mick Jagger, David Gilmour, Pete Townsend, Ritchie Blackmore und Tommi Iommi. Die Gitarre ging für 2,7 Millionen US-Dollar über den Tisch. Von diesem Geld könnte man die teuerste Stratocaster im Fender-Online-Shop ganze 964 mal kaufen und würde so den Hersteller vermutlich hoffnungslos überlasten.
“And the winner is…”
Es gibt KünstlerInnen, die sammeln Grammys wie andere Überraschungsei-Figuren. Den Rekord für die meisten gewonnen Grammys hält der ungarisch-britische Dirigent Georg Solti mit 31 Auszeichnungen. Den Rekord für die meisten Nominierungen hält Quincy Jones mit 80 Nominierungen und 28 gewonnen Grammys. Not-so-fun-fact: Sowohl unter den Top 10 der Gewinner als auch den der Nominierungen befinden sich nur zwei weibliche Acts.
Vom sich den Mund fusselig Reden
Bis 2015 hielt Eminem noch den Rekord für die meisten gesprochenen Wörter in einem Song. Auf “Rap-God” von 2013 spittet der Rapper 1560 Wörter in knapp 6 Minuten. Der relativ unbekannte Drum & Bass Rapper Harry Shotta brach zwei Jahre später diesen Rekord mit seinem Track “Animal”. In ungefähr der gleichen Zeit wie Eminem bringt es der Brite auf schwindelerregende 1771 Wörter.
The Brown Note
Fans der Serie South Park sind vielleicht vertraut mit der “brown note”. Hierbei handelt es sich um einen hypothetischen Ton, der dazu führen würde, dass Menschen die Kontrolle über ihren Darmtrakt verlieren würden. Nicht ganz so eklig, aber dafür genauso beeindruckend ist der tiefste jemals von einem Menschen gesungene Ton: Der Amerikaner Tim Storms sang 2012 ein G-7, das entspricht einer Frequenz von 0,189 Hertz.
Von schlaflosen Nachbarn und platzenden Trommelfellen
Konzerte sind laut. Das weiß jeder, der mal auf einem war und unglücklicherweise in der Nähe eines Boxenturms stand. Da können die Ohren schon mal klingeln. Ein durchschnittliches Konzert kommt so ungefähr auf 120 Dezibel. Den Rekord auf diesem Gebiet halten KISS, die ihre Anlagen bei einem Konzert in Ottawa, Kanada, bis auf ohrenbetäubende 139 dB aufdrehten. Das führte zu mehreren Beschwerden und die Band musste ein bisschen runterdrehen. 139 dB sind übrigens ungefähr so laut wie ein Schuss aus einer Schrotflinte. Aber bitte nicht ausprobieren.
Kai Weingärtner
Kai studiert zur Zeit mehr oder weniger erfolgreich Politikwissenschaft und Anglistik in Osnabrück. Da man damit natürlich keinerlei Aussichten auf einen “vernünftigen” Job hat, ist er nun bei Album der Woche angeheuert um sich seine Zukunft als Taxifahrer etwas aufzulockern. Sein Musikgeschmack umfasst alles, was E-Gitarre und Schlagzeug hat oder anderweitig Krach macht.