Das Subkultur-Lookbook
11.03.2022 | Album der Woche Redaktion
Die Skinhead-Szene gehört wahrscheinlich zu den am besten gekleideten und am meisten missverstandenen Subkulturen. Ihren Ursprung hat sie im Großbritannien der 60er Jahre, wo sich weiße Fans der schwarzen Musikrichtungen Ska und Reggae entgegen der Mode die Haare kurz schnitten. Bald gerieten sie jedoch in Verruf: Neo-Nazis kopierten und spitzten den Kleidungsstil zu, sodass sich bald alle Skinheads dem Vorwurf des Rechtsradikalismus aussetzen mussten. Tatsächlich entsprang das typische Skinhead-Outfit einem gewissen Stolz auf die Zugehörigkeit zur britischen working class: Das Polohemd stammt von Fred Perry, der als erstes Arbeiter-Kind Wimbeldon gewann und die Dr. Martens waren beliebte Arbeitsschuhe.
Als im Jahre 2011 das erste Mal ein Impericon Festival stattfand, war die Subkultur der Impericon-Jünger noch recht klein, jedoch wuchs sie dermaßen rasant an, dass die Ausmaße mittlerweile fast unbegreiflich scheinen. Heute sieht man sie überall. Bunter Aufdruck auf schwarzen Shirts, ein paar deepe Sprüche auf den Rücken gedruckt, alle tragen ähnlich grelle Beanies, weite Hosen mit Bandlogo und überall Vans, DC oder Converse. Dazu das generelle Fachsimpeln über die eigene Musikbubble, in der jeder jeden Song kennt und vergöttert oder total scheiße findet. Im Kern hat die Impericon-Szene die des Skatepunks so weit übernommen, dass die Mode blieb und die Musik ein wenig verändert wurde. Ob das nun modisch ist oder eher nicht, ist natürlich jedem selbst überlassen, aber wehe, du sagst was gegen Parkway Drive, dann wird Violent Dancing ohne Pit betrieben!
In der Deutschrap-Szene dreht es sich vor allem um Marken, teure Schuhe und dicke Goldketten, wobei der richtige Schuh essenziell für den restlichen Look ist. Egal ob Nike, Supreme oder Adidas, die Hauptsache ist, dass die Kleidungsstücke möglichst viel Geld gekostet haben, oder wenigstens so aussehen. Neben dem Schuh ist auch der Jogginganzug ein Must Have. Doch um den Deutschrap-Look zu perfektionieren, braucht es noch einen Pusher Bag, am besten ebenfalls von einer bekannten Streetwear Marke.
Der Indie-Look ist eine Art moderner Hippie-Look mit definitiv mehr Stilbewusstsein. Sonnenbrillen mit bunten Gläsern, weite Hosen mit Stripes oder anderen Prints und nicht selten das klassische Hawaiihemd, oder auch ein selbstgemachtes Batik Shirt sind nur einige, wesentliche Elemente des Indie Styles. Dabei geht es stets darum, möglichst bunt zu sein, um die Good Vibes der Indie Musik auf den Kleidungsstil zu übertragen. Wichtig ist natürlich auch, dass ein großer Teil der Klamotten Vintage ist und aus einem Second Hand Store stammt, wie beispielsweise die Jeansjacke oder der mittlerweile wieder im Trend stehende Ledermantel. Um den Look abzurunden dürfen natürlich nicht die Converse oder Docs fehlen, alte Adidas Gazelle oder Adidas Samba sind auch noch akzeptabel.
Wer schon einmal die Schlange vom Berghain oder anderen Techno Clubs gesehen hat, wird wahrscheinlich festgestellt haben, dass man dort nur vereinzelt Menschen sieht, die eine andere Farbe als schwarz tragen. Es werden nur wenig Farbakzente gesetzt, stattdessen wird auf viel Leder und noch mehr nackte Haut gesetzt. Essenziell ist dabei auch die Sonnenbrille mit dunklen Gläsern, um die eigenen Pupillen vor der Türsteher:in zu verdecken.
Zum echten Swiss-Sippschaft-Look gehört natürlich noch die Sippschaftskutte, ohne wäre man ja nur eine gewöhnliche Normalo-Zecke. Wichtig sind hier natürlich die Docs, in Kombination mit zerrissenen Strumpfhosen oder zerrissenen Skinny Jeans und mindestens einem Kleidungsstück aus dem Missglückte-Welt-Shop. Der Sippschaft-Style ist in etwa eine Mischung aus Emo und Punk mit einem Hauch von Antifa-Macker-Vibes.
Zugegeben, der Stil ist kein festgelegter und wer das näher ergründen möchte, der muss einfach nur Skatelegenden und Fashionikonen wie Jamie Thomas in den sozialen Medien folgen. Denn egal bei welchem Kleidungsstück, man könnte einfach alles komplett verändern und hätte dennoch einen perfekten Skater-Look. Das Hemd muss nicht von einem bestimmten Label sein, aber Santa Cruz ist gewiss jederzeit eine solide Wahl. Bunt oder wenigstens ein extravagantes Muster wäre wünschenswert. Hemd geschlossen, wenn offen, dann mit Shirt oder Longsleeve drunter. Wenn Shirt oder Longsleeve kann das Hemd auch weggelassen werden. Oversized ist immer angebracht. Die Kopfbedeckung ist ebenfalls variabel. Jede Form der Cap, besonders beliebt die 5-Panel-Cap, eine schlichte Beanie, nur vom Hut ist abzusehen. Auch beim Beingewand kann man wenig falsch machen, Jeansshort, Sportshorts, Baggypants, kann man alles machen. Das Schuhwerk hingegen ist stärker eingeschränkt, Vans sind die beste Wahl, Grad der Abnutzung: Je höher desto besser. An diesem Punkt habe ich leider versagt.