Adolescents - Manifest Density
01.10.2016 | Lucio Waßill
Kalifornien in den 80ern und 90ern war eine Bereicherung für den Punkrock und Hardcore. Bands wie Social Distortion, Bad Religion, Black Flag, NOFX oder eben auch Adolescents beeinflussten insbesondere in Los Angeles und Orange County eine aufstrebende Punkrock und Hardcoreszene und beeinflussen bis heute die amerikanische Musikszene. Für Adolescents waren insbesondere die ersten Jahre turbulent und führten später zur Trennung und Re-Union. Mittlerweile scheint sich die Bandsituation zumindest bei den Mitgliedern stabilisiert zu haben - bekannt geworden ist die Band nicht nur durch ihren musikalischen Einfluss sondern auch durch die hohe Fluktuation von Gitarristen und Schlagzeugern.
“Manifest Density” ist die fünfte Platte beim Nürnberger Label “Concrete Jungle Records” und hat nachwievor den gleichen prägenden Protestpunk gepresst. Den Einstieg finden Adolescents mit “Escape from Planet Fuck”. Ewiges Schuften in einer korrupten, gierigen Gesellschaft - da will man doch raus. Dummerweise steckt man zu tief im System, wohin man auch sieht, es ist überall das Gleiche. Also am Besten gleich mal den Planeten verlassen. Dem Albumcover nach machen das dummerweise sowieso demnächst die Amerikaner, so zumindest die überspitzte Theorie. Der Albumtitel orientiert sich an “Manifest Destiny”, einer amerikanischen Doktrin aus dem 19. Jahrhundert. Im Jahr 1846 verwendeten Politiker diese Redewendung, um die territoriale Expansion über den gesamten nordamerikanischen Kontinent zu rechtfertigen, indem sie ein Missionsbewusstsein in der Bevölkerung schürten. Theoretisch bestand die Absicht, allen Völkern die Ideale der Demokratie und der Zivilisation zu vermitteln; praktisch bedeutete sie häufig den Ausschluss der indigenen Amerikaner und der Menschen mit nichteuropäischen Vorfahren.” (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Manifest_Destiny)
Sänger Tony Reflex sieht da Parallelen zur heutigen Außenpolitik: “Meine Absicht ist es, eine parallele zwischen der US-Politik der Vergangenheit und dem aktuellen Stand der USA zu ziehen. Gegenteilig zu all ihren Ansprüchen werden die Vereinigten Staaten immer paranoider und Amerizentrischer.” (Quelle: http://www.awayfromlife.com/adolescents-interview-zum-kommenden-album-manifest-density/) Die durchaus polarisierenden Texte werden von ordentlichen Gitarrenbrettern getragen. Intensiv geht es durch die 13 Songs, allerdings nicht depressiv sondern wie im Surf- und Skatepunk üblich eher sonnig. Als kleines Extra hat es in der Mitte des Albums die EP “American Dogs in Europe” geschafft. Der Grund ist einfach: Die EP wird nicht mehr gepresst.
“Manifest Density” ist ein Cali-Punk-Album wie es im Buche steht. Unbeschwerter Sound trifft auf politische Texte und mixt einen guten Cocktail für Punkfreunde von NOFX, Black Flag und Bad Religion. Punkrock-Album des Sommers!
Lucio Waßill
Im Januar 2016 hat Lucio das Projekt "Album der Woche" als Schnapsidee ins Leben gerufen. Dummerweise fand das Projekt sofort positiven Zuspruch und jetzt leitet er, der eigentlich ein Webentwickler ist, das Fanzine in seiner Freizeit.