Bad Cop/Bad Cop mit "The Ride": Frauenpower und Melodic-Punk
23.06.2020 | Meret Stursberg
Bad Cop/Bad Cop liefern mit "The Ride" ein gutes Album, welches in einer von Männern dominierten Musikszene ordentlich auf den Putz haut. Inhaltlich geht es dabei querbeet durch persönliche, aber auch politische Themen. Mit Liedern wie "Simple Girl" wird beispielsweise ehrlich und direkt aus der Sicht von Mädchen gesungen, die sich nicht den Mund verbieten lassen. Mädchen werden als süß, hübsch oder heiß bezeichnet und damit auf ihr Äußeres reduziert - Bad Cop/Bad Cop zeigen aber, dass hinter dieser oberflächlichen Fassade weitaus mehr steckt. Dass auch Frauen klug, intensiv und laut sein können und aussprechen, was sie denken. Mit "Community" wird auf den großen Zusammenhalt in der Punk-Szene angestoßen, der "selbst gewählten Familie", die immer für einen da ist. "Chisme" wiederum kritisiert die Beurteilung und das Lästern über andere, welches meistens lediglich auf Grundlage von Oberflächlichkeiten in Sozialen Netzwerken getätigt wird. "I Choose" ist ein Aufruf zu Selbstbestimmtheit und schreit einem ins Gesicht "Du hast dein Leben selbst in der Hand! Mach was draus!". Die niemals endenden Probleme mit Krieg und Menschen werden auf "Certain Kind Of Monsters" verhandelt: "Don't call people illegal". In "Pursuit of Liberty" wird dieser Vorwurf dann noch einmal ganz speziell der USA gemacht.
Inhaltlich bekommen wir also eine Mischung aus wichtigen und mitreißenden Themen, die allerdings mit sehr bekannten Parolen einhergehen. Auch wenn nicht viel Neues dabei ist, schaffen es Bad Cop/Bad Cop, die niemals alt werdenden Themen, auf ihre eigene Art und Weise zu verpacken und mit viel Gefühl bei der Sache zu sein.
Musikalisch erinnern sie an Bands wie Anti-Flag, The Interrupters oder eine weichere Version von Rancid. Sie sind übrigens bei dem gleichen Label wie NOFX und auch das kann man in ihrem Stil heraushören. Irgendwo zwischen Melodic-Punk, einigen Ska- und Rock-Einflüssen und angelehnt an Skate-Punk haben sie ihren eigenen Stil gefunden, der sich nicht einfach nur auf das Wort "Punk" herunterbrechen lässt. Die Songs sind catchy und liefern auch musikalisch viel Energie und griffige Gitarrenriffs. Nicht unheimlich anspruchsvoll, aber für Punk schon recht vielseitig. Trotzdem klingen viele der Songs sehr ähnlich und es gibt bis auf ein, zwei Songs die herausstechen wenig, was einen überrascht. Dennoch kann man sich gut vorstellen, wie ein rebellisches Mädchen, welches sich gerade mit einem Lehrer angelegt hat, zu einem der Songs wütend aus der Schule geht, irgendwo gegen tritt und dann mit ihren Freunden in der nächsten Szene irgend einen Unsinn anstellt.
Bad Cop/Bad Cop ist eine Band, die auf einem Festival gegen Nachmittag spielt und die ersten Punks aus ihren Camps lockt, um mal zu schauen, was denn vor der Bühne so abgeht. Kein Hauptact, aber auch keine unbekannte Band. Eine Band, welche sich gut als zweite Vorband von Anti-Flag oder ähnlichen Polit-Punkrock-Gruppen machen würde. Eine Band, die einen in dem Moment abholt und bestimmt auch einige Fans dazu verleitet, sich eine CD zu kaufen, aber bei vielen auch wieder in Vergessenheit geraten wird. Sowohl Musik als auch Texte sind leicht verdaulich. Nicht viel Geschnörkel, sondern direkt ins Ohr, lautet das Kredo.
Wertung
Bad Cop/Bad Cop liefert mit "The Ride" definitiv einen Ritt auf melodischem Punk hin zum Widerstand. Viele wichtige Themen und starke Aussagen finden auf diesem musikalisch leicht verdaulichen, aber energiegeladenen Album satt. Ein schönes Beispiel für Frauenpower im Punk!
Meret Stursberg
Momentan studiert Meret Philosophie in Düsseldorf und arbeitet ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe, treibt sich aber ansonsten die ganze Zeit auf Konzerten oder Festivals quer durch Deutschland und in anderen Ländern rum. Sie liebt Reisen und lernt auch im Ausland viele interessante Musiker kennen. Ansonsten spielt sie selber mehr schlecht als recht Bass in einer kleinen Punk-Band. Musikalisch kann sie fast jedem Genre etwas abgewinnen und bezeichnet ihre Playlist auch als Büchse der Pandora, weil zwischen Punk, Indie, Rock, Ska, Metal, Trash und Hip Hop manchmal auch einfach klassische Musik oder Kinderserien-Intros anspringen.