Beatsteaks machen auf "Yours" Musik für zwischendurch
31.08.2017 | Ole Lange
Es ist eigentlich faszinierend, dass es zu einem Album mit sage und schreibe 21 Songs nicht viel zu sagen gibt. Denn auch die einzelnen Tracks des Longplayers sind relativ nichtssagend. Während die Beatsteaks eigentlich immer für Abwechslung gesorgt haben, so ist hier vieles monoton. Der Titelsong „Yours“ ist im Prinzip auch nichts anderes als 1:10 Minuten Song mit anschließendem Loop. Auch textlich schaffen es Teute und Co. nicht auf das Level von früher. „I Do“ ist ein Song über das Ja-Sagen, mehr aber auch nicht. Genau so kurzlebig sind auch die meisten anderen Lieder. Davon abgesehen, dass fast kein Song die Drei-Minuten-Marke knackt, ist auch melodisch vieles ähnlich.
Man wird mit „Break Down“ in das Album hineinbegleitet, und damit kommt eigentlich auch das Beste gleich zum Anfang. Im Anschluss geht alles bergab mit leichten Aufstiegen. Mit den insgesamt fünf Features tun sich die Berliner aber auch keinen Gefallen. Dass selbst Deichkind auf dem Album mitreden durften, ist eigentlich schon ein Sell-Out-Zeichen. Auch wenn die Party-Band für sich gestellt jedes Mal aufs Neue eine bombastische Show auf die Beine stellt, so haben sie keinen Platz auf einer eigentlichen Punk-Platte. Ist das noch Punkrock?
Auf die Frage kann eigentlich der Track „Policoro“ gut antworten. Da ist alles mehr Indie als Punk. Neben einigen wenigen ausgefallenen Gitarrenriffs sind oft nur Schlagzeug und Getriller zu hören. „Yours“ ist mit Sicherheit keine Platte für die Diskothek oder für unzählige Moshpits. Was die Platte aber wirklich gut kann, ist nebenbei zu laufen. Man muss der Musik nicht wirklich zuhören, da sie oft nicht viel zu bieten hat. Man kann das Album gut benutzen, um Gesprächen die Stille zu entnehmen.
Es ist eine andere Richtung, welche die Beatsteaks einschlagen. Wer wirklich auf chillige Musik steht, der kann hier definitiv viel finden. Die Takte sind oft sehr langsam und schleichend. Es gibt selten einen richtigen Drop. Es läuft halt. Dass man „Yours“ gar nicht anhören kann, soll gar nicht impliziert werden. „Come On And Get Some“ hat zum Beispiel ein echt geiles Gitarrensolo. Leider wird im Anschluss an jenes auch wieder mit Pop-Elementen gearbeitet, wie so oft auf der Scheibe. Teutillas Stimme wird oft verzerrt und kommt dadurch nicht zur Geltung.
Einer der schlimmsten Tracks ist aber leider wirklich das Feature mit Farin Urlaub. Auf Deutsch geschrieben, mit der Musik misshandelt. Eine 08/15-sentimentale Melodie, bei der weder Gitarre noch Sänger gut rüber kommen. „Bis eben war mein Leben noch leer“ - so heißt es in dem Song. Dann kommt „Abbadu“ (Titel des Songs) und alles ist super. Was will man uns hier sagen? Das fragt man sich eigentlich auf der gesamten Platte. Selbst die rockigen Songs „Gap“, „40 Degrees“ oder „Fever“ klingen einfallslos und ausgesprochen langweilig. Mit „Yours“ haben sich die Beatsteaks definitiv keinen Gefallen getan.
Wertung
Hätte mir jemand am Anfang des Jahres gesagt, dass ich den Beatsteaks mal eine Note unter 7 geben würde, hätte ich denjenigen ausgelacht. Nun steh ich hier, „Yours“ praktisch in der Hand und ich schüttele mit dem Kopf. Die Platte läuft im Hintergrund, man hat aber nie das Gefühl, aktiv zuhören zu müssen.
Ole Lange
Ole stammt aus der östlichsten Stadt Deutschlands und begeistert das Team mit seinen leichten Dialekt. Er schreibt fleissig Reviews von Hip-Hop bis Metalcore und hat hin und wieder ein Interview mit Bands.