Brutus und „Nest“: Björkheaven
27.03.2019 | Jonas Mönter
Das Powertrio aus Belgien lotet die Grenzen des Post-Rock auf „Nest“ immer weiter aus und bewegt sich mit träumerischer Sicherheit zwischen Einflüssen wie Björk, Deafhaven oder Chelsea Wolfe. Diese verschiedenen Einflüsse machen aus „Nest“ ein spannendes und polarisierendes Album. „Fire, burn them all!“ schreit Sängerin Stefanie nach einem kurzen Intro, und prescht danach mit dem Schlagzeug, das spielt sie nämlich auch, straight nach vorne. Der Bass knurrt, die Gitarren spielen hallende Post-Rock-Schrammel-Melodien, die den anderen Musikern genau die richtige Bühne bieten, um sich ohne Rücksicht auf Verluste auszutoben.
Die Art der Intonation und die Gesangslinien erinnern dabei an Björk, mal eindringlich, mal sanft und fast schüchtern, mal völlig entfesselt. Im Song „Django“ finden Gesang und Gitarrenmelodie erst zusammen, entfernen sich wieder von einander, dann doppelt der Gesang plötzlich den Bass. Final reißt sich der Gesang vom Rest der Instrumente los und lässt eigene Melodien entstehen.
„Techno“ fährt zuerst Deafheaven-artige Gitarrenwände auf, die in all ihrer Gewalt trotzdem eine positive Energie innehaben. Die Bridge klingt plötzlich wie ein Indie-Pop Song und endet mit akustischen Schlägen in den Gehörgang des Hörers. Diese fließenden Übergänge zwischen verschiedenen Stimmungen und Dynamiken, die immer wieder überraschen machen „Nest“ so spannend. „War“ beginnt als Ballade und wird in der zweiten zum astreinen Hardcore-Brett. Kurz vor Schluss lässt „Horde V“ nochmal alle Hunde von der Leine und liebäugelt mit Black-Metal Riffs und Blast Beats.
Gerade Bands wie die oben genannten Acts, oder eben Brutus, erfreuen sich auch in der extremeren Metal-Szene immer größer werdender Beliebtheit und tauchen auf immer mehr Festival-Billings auf. Die sollte eigentlich Beweis genug sein, dass durchaus Interesse darin besteht, Vertrautes und Neues miteinander zu verbinden. „Nest“ ist ein Paradebeispiel dafür: ein wahnsinnig abwechslungsreiches und mutiges Album, an dem sich die Geister scheiden könnten. Die musikalische und stilistische Klasse kann ihnen aber niemand absprechen.
Wertung
„Nest“ fühlte sich für mich sehr schnell sehr vertraut an. Die Songs sind eingängig und nachvollziehbar, offenbaren mit der Zeit aber auch immer mehr neue Facetten. Der Gesang strotzt nur so vor Emotionalität, Sängerin Stefanie kehrt geradezu ihr Innerstes nach außen. Tatsächlich finde ich es schade, die letzten Zeilen dieses Reviews zu schreiben, weil mich „Nest“ immer mehr packt und mitreißt.
Jonas Mönter
Jonas lebt in Münster und studiert Englisch und Musikpädagogik. Musikalisch mag er alles mit elektrischen Gitarren, hauptsächlich läuft oldschooliger Metal und Hard Rock. Geld hat er nie, weil er das meiste seines Ersparten für Schallplatten und Bandshirts ausgibt.