Fontaines D.C. und "Romance": Mehr als sein Cover
04.09.2024 | Mark Schneider
"Skinty Fia" wurde als intensiv, ruhig und nostalgisch beschrieben. Und wenn man Fontaines D.C., der Namenszusatz steht für "Dublin City", eins lassen muss, dann, dass sie bereits vor zwei Jahren mit diesem Konzept riesigen Erfolg hatten. 19 Wochen an der Spitze der irischen Charts und immerhin vier Wochen auch in Deutschland im Ranking vertreten, wenn auch nicht ganz oben. Wie viel Grund bietet sich der mittlerweile in England und Nordirland beheimateten Band also etwas am groben Konzept der eigenen Musik zu ändern?
Nimmt man "Romance" als knapp zweieinhalb Minuten andauernden Opener des gleichnamigen Albums, scheint die Frage einfach und schnell beantwortet zu sein: Ein Song wie in Trance, der die Adjektive intensiv, ruhig und nostalgisch mehr als verdient hat. Jedoch nimmt "Romance" ein Stück weit auch die Funktion des Intros ein. Kann man nach diesem Titel also bereits vollständige Schlüsse auf den Rest des Albums ziehen? Die Antwort lautet dankenswerterweise: Nicht mehr als teilweise.
"Starburster" schließt sich als zweiter Titel an und beginnt in den ersten zwanzig Sekunden monoton anmutend, bevor der Beat einsetzt und sich die Vocals beinahe schon im Stil des Sprachgesangs anschließen. Dieses Prinzip zieht sich durch den gesamten Track und nach dem "Intro" steht auf einmal ein Song, der mehr nach Rap als nach Post Punk klingt und lediglich zum Ende hin wirklichen "Gesang" bietet. Mit "Here's The Thing" dreht der Wind dann aber schlussendlich und nach ruhigem Opener und Sprechgesangsnummer folgt eine Tempoerhöhung sowie Gitarrenriffs, die auch nach dem klingen was außen (oder zumindest im Wikipedia-Artikel der Band) auch drauf steht: Post Punk!
"Romance" als Album ist im Ganzen ein ständiges auf und ab. Es gelingt Fontaines D.C. Emotionen in ruhigen und nachdenklich anmutenden Momenten zu verpacken und dabei ganz eigene Klangwelten zu erschaffen, die dazu einladen tief in sie einzutauchen. "Desire" ist einer dieser Titel, auch "In The Modern World" ist musikalisch zwar ein völlig anderer, schlägt aber in die gleiche Kerbe. Die dazu gegensätzlich anzusehenden und eher "Here's The Thing" ähnelnden Nummern wie "Bug" oder "Death Kink" sorgen für die nötige Abwechslung und unterstreichen die anfangs getätigte Aussage, dass "Romance" als erster Song des Albums zwar eine grobe Richtung vorgibt, im Sound von Fontaines D.C. im Jahr 2024 aber so viel mehr drin steckt, das sich durchaus zu entdecken lohnt. Also Kopf aus, Musik an und einfach mal mitnehmen lassen.
Wertung
Meine erste Berührung mit Fontaines D.C. lief dann doch harmonischer ab, als ich es nach den ersten Tönen von "Romance" noch vermutet hatte. Mir selbst gefallen die eher wuchtigeren Nummern dann doch etwas besser als die ruhigen, beinahe monoton wirkenden Titel, die so bezeichnend für die Band sind. Die irischen Wurzeln der Musiker hört man auch im Sound der Band nach wie vor, und das ist gut so! Ein Album, um den Kopf einfach mal auszuschalten.
Mark Schneider
Mark kommt aus der wunderschönen, ländlichen Provinz zwischen Siegen und Marburg an der Lahn. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.