Hoobastank und „Push Pull“: Schleichende Senioren
05.06.2018 | Miriam Rhein
Spätestens 2004 nach ihrem weltweiten Radiohit „The Reason“ war jedem der kryptische Bandname Hoobastank ein Begriff. Allerdings verschwanden die amerikanischen Rocker schnell wieder von der Bildfläche. Dem Hit folgte ein erfolgreiches Album, zwei weitere Nachfolger blieben für die breite Öffentlichkeit völlig unbedeutend. Eine sechsjährige Studiopause sollte nun also reichen, um frische Energie in neue Songs zu stecken. Sollte man meinen.
Das herausstechende Merkmal von „Push Pull“ ist aber die Trägheit eines 85-Jährigen an seinem Rollator, der sich keuchend von einem Schritt zum nächsten schleppt – beides stellt sich als ähnlich belastend heraus. Grund dafür ist vor allem: nichts. Es passiert nämlich einfach nichts in den elf Songs, die sich auf unerträglich lange 41 Minuten ziehen. Jeder Song folgt sowohl Schema X des inoffiziellen Guides der belanglosen Bedeutungslosigkeit des internationalen Pop, sondern füllt diese Ideenlosigkeit zusätzlich mit LaLa-Chören wie in „Head Over Heals“ oder dem Refrain in Dauerschleife. Als würde man den alten Mann auch noch im Kreis laufen lassen. So zerren Hoobastank fast jedes Lied auf knapp vier Minuten, selbst wenn es inhaltlich nur für großzügig berechnete 1:20 Minuten gereicht hätte. Das schleppende Tempo hätte aber auch diese quälend lang gemacht. Der letzte Song „There Will Be Another“ wird so zur unfreiwilligen Drohung.
„Buzzkill“ und „True Believer“ sind kleine Hoffnungsschimmer am Ende des Tunnels aus dauergleichen, elektronischen Beats, den man offensichtlich inflationär gegen echte Instrumente getauscht hat. Wo der Elektronik keine Power zu entlocken ist, liegt die Hoffnung auf der Stimme von Sänger Douglas Robb. Die damals bei „The Reason“ noch ordentlich Gefühl und Kraft mitliefern konnte, aber auf „Push Pull“ zu oft im Keim erstickt, plattgebügelt und als Stilmittel völlig überzogen in Szene gesetzt wird. Entweder verzerrt oder mit anstrengender aus den 70ern geklauter Kopfstimme ist reiner Klargesang eine Seltenheit. Bei „Fallen Star“ lässt man ihm zwar sein Stimmvolumen, was den Song minimal aufwertet, aber an vorletzter Stelle im Album den Gesamteindruck zwischen elektronischem Gewimmer und furchtbar eintönigen Songstrukturen auch nicht mehr retten kann.
Am Ende ist „Push Pull“ nichts weiter als ein lahmender, ideenloser Versuch, sich jede Belanglosigkeit der Pop-Kollegen abzugucken und sie auf ein schleppendes und quälendes Tempo runter zu brechen. Wem also nach wirklich zähem Vorankommen und belastender Entschleunigung zumute ist, schließt sich in Zukunft besser einer gehbehinderten Gruppe Senioren an, bevor er zu diesem Album greift.
Wertung
Ich wünschte, ich hätte dieses Album nie gehört und Hoobastank so in Erinnerung behalten wie mein 14-jähriges Ich. „Push Pull“ ist ein Totalausfall, dessen repetitive Trägheit an Dreistigkeit grenzt.
Miriam Rhein
Miriam studiert Germanistik & Informationswissenschaft, lebt in NRW und ist ein Internetkind durch und durch. Deswegen bloggt sie auch noch auf www.zweidrittelkrach.de.
Mit den Wurzeln im Punk Rock und der Faszination im Heavy Metal hört sie alles, was leise nicht zu ertragen ist und laut nie wieder aus dem Kopf geht.