Kommando Kant und „Eklat“: Vom Meer ins Herz
22.04.2023 | Steffen Schindler
Die Gitarren flirrend, die Texte assoziativ, die Refrains groß: Kommando Kant stammen ganz klar aus dem Haus, das Turbostaat gebaut haben. So ist es auch nicht überraschend, dass mit Hauke Albrecht ein Produzent für „Eklat“ verantwortlich war, der (neben den beiden Vorgängern „Ziehen Sie ne Nummer“ und „Aussterben ist ein schönes Hobby“) unter anderem schon mit Captain Planet und den besagten Turbostaat aufgenommen hat. Co-Produzent Olman von Wiebe kennt man von der Zusammenarbeit mit KMPFSPRT und Matula. Und genau dazwischen passen Kommando Kant sehr gut.
Aber es würde ihnen Unrecht tun, sie als die hundertsten Nordpunk-Epigonen abzuspeichern. Die Herkunft stimmt (ursprünglich Nordfriesland, jetzt Hamburg), die Themen stimmen (Weltschmerz, wahlweise in der Kneipe oder am Meer), das Soundbild stimmt (Drive von der neuen Rhythmussektion, Oktavgriffe und Reverb auf den Gitarren), aber trotzdem ist da genug Eigenes, um nicht einfach nochmal „Ein Ende“ aufzulegen, sondern eben „Eklat“.
Gerade in der zweiten Hälfte experimentiert die Band mit ihrer Formel und ihren Möglichkeiten. „Früher war ich mal Jedi“ erinnert den Shoegaze von Title Fight, der seine Herkunft aus dem Punk nicht vergessen hat. Das Instrumental „Rauschen“ bietet eine Post-Rock-Atempause. „Emotional verkatert“ ist ein schamloser Pop-Song – und zwar ein verdammt guter. Und bei „Endlose Prärie“ zeigen Kommando Kant, dass ihnen auch Post-Punk gut zu Gesicht steht.
Natürlich ist das auch ein Ausprobieren und natürlich fahren sie dabei eher die sichere Schiene. Aber einer Band, die auch im zehnten Jahr ihres Bestehens merkbar noch so viel Freude an Neuem hat, ist es einfach eine Freude dabei zuzuhören.
Wertung
Egal, ob Kommando Kant in Zukunft wie gewohnt weitermachen oder in eine ganz andere Richtung gehen: „Eklat“ zeigt das Potenzial, das in der Band steckt, nochmals deutlich.
Wertung
Einfachheit ist der Schlüssel zum Erfolg bei Kommando Kant. Wenn alle Instrumente etwas eingängiges spielen, kommen schöne Songs dabei raus. Radiotauglich, für die breite Masse geeignet, guter Deutschpop.
Steffen Schindler
Steffen dankt Nirvana dafür, dass sie die Jugend auf dem Dorf erträglich gemacht haben. Seitdem ist er dem Klang der elektrischen Gitarre verfallen. Mittlerweile studiert er in Berlin Geschichte und Kulturwissenschaft.