Kramsky und „Zuviel Licht“: Passen New-Wave und Indie-Rock zusammen?
11.11.2018 | Ole Lange
Es wirkt manchmal wie ein Verzweiflungsakt, wenn Bands ihre Platte einige Zeit später nochmal in einem anderen Format veröffentlichen. Nun macht dies die Newcomer-Band Kramsky. „Zuviel Licht“ heißt das Debütalbum, bringt stattdessen aber mehr Fragezeichen als Licht ins Dunkel. Der Text des Albums verliert sich hauptsächlich in pseudotiefsinnigen Anekdoten, die aneinandergereiht sehr dramatisch wirken sollen. Das tun sie aber nicht.
Musikalisch bringen Kramsky allerdings einiges zusammen, was nicht den typischen Indie-Sound hat. Immer wieder taucht die gar schon freche Gitarre auf, die sich einfach ihren Platz im Album erarbeitet und diesen auch erfolgreich vertritt. Es sind die Akzente, die „Zuviel Licht“ rein musikalisch ein sehr angenehmes Flair verleihen. Oftmals sind es verzerrte Riffs zum Break, die den Songs ihre Kraft geben. Wenige Powerelemente kommen dabei vom Schlagzeug, bei welchem es die Band eher auf den Basics beruhen lässt.
Am meisten packt im ganzen Album dann doch die Gitarre, welche ihrem sehr hohen, frechem Klang treu bleibt. „Alle die wir mal kannten“, „Jobs & Geld“ und „Deine Disko“ sind hier die besten Beispiele. Der von Kramsky selbst angedachte New-Wave-Sound kommt dabei nur in wenigen Songs richtig durch. Und selbst bei diesen Versuchen schafft es wiedermal mehr die Gitarre, diesen Sound den einzelnen Tracks einzuverleiben. Ansonsten ist das Album relativ ideenlos. Keineswegs besitzt „Zuviel Licht“ einen unsympathischen Klang, es bleibt aber einfach ein Misch-Masch aus allem, worauf die Band Lust hat.
Daher erkennt man nicht wirklich den Charakter einer ganzen Platte. „Zuviel Licht“ hätte man genauso gut in zwei einzelne EPs aufteilen können. Neben dem Indie-Rock findet man auf der anderen Seite dann die versuchten New-Wave-Klänge. Immer mal wieder taucht ein Song wie „Türen“ auf, der ein bisschen an etwaiges erinnert - wenn da nicht der Text wäre. Was sich wirklich konsequent durchzieht sind die immer wiederkehrenden Wiederholungen, die von absoluter Ideenlosigkeit einfach nur strotzen. Das Texteschreiben blieb bei der Platte ganz klar im Hintergrund. Während in „Jobs & Geld“ 32 Mal genau diese Wortgruppe fällt, nimmt dies bei „Last Exit“ stark ab, „Autobahnmann“ schafft es in 2:40 Minuten immerhin, dass man das Wort „Autobahn“ nicht mehr hören kann.
In keinem Lied findet sich ein Text wieder, der es wirklich schafft, einen zu packen. Fast jeder Satz hat mit dem davor wenig zu tun und die Refrains stehen halt einfach für sich. „Zuviel Licht“ hantiert mit Kurzlebigkeit. Lied für Lied muss neu wahrgenommen werden. Dennoch merkt man, dass Kramsky mit der gesamten Platte Spaß hatte, auch wenn das Endprodukt viel Potenzial zeigt. Die Lieder stehen sich gegenüber. Auf der einen Seite ein angenehmer, manchmal zu lauter Indie-Rock, auf der Anderen die Akzentsetzungen einer am Anfang stehenden, noch nicht orientierten New-Wave-Band.
Wertung
Textlich unterste Schublade, musikalisch echt angenehm. Im Hintergrund, bei einer schönen Runde Rommé und einer Flasche Glühwein, dürfen Kramsky ruhig mal laufen. Ansonsten bietet diese Platte wenig Momente, die überzeugen, die packen oder die Spaß machen. Warum muss man denn aber einzelne Worte oder Wortgruppen so oft wiederholen? In jedem Song? Ich verstehe es nicht. Schade Schokolade!
Ole Lange
Ole stammt aus der östlichsten Stadt Deutschlands und begeistert das Team mit seinen leichten Dialekt. Er schreibt fleissig Reviews von Hip-Hop bis Metalcore und hat hin und wieder ein Interview mit Bands.