Matches und „X“: Mit erhobener Faust
06.12.2018 | Erik Swiatloch
Völlig verzerrte, bretternde Gitarren, kreischende Drums, drückende Bässe und dumpfer, impulsiver Gesang. So die absolute Kurzbeschreibung der Newcomer von Matches.
Die Beschreibung könnte ebenso auf die ersten Werke von Nirvana oder Sonic Youth schließen lassen. Und in der Tat kommt schon in des Albums erster Song „Lost“ dieses Freiheitsgefühl und der Wunsch nach Ausbruch in einem hoch. Ganz ähnlich wie bei den Kultbands aus den Neunzigern.
Dreckig und ungeschönt pulsieren die Tracks ins Gehör. Beinahe jeder mit einer bestimmten Message. Doch ganz gleich ob es dabei um die Klage über eine sich immer schneller drehende Welt geht oder das Unterdrücken von Träumen in unserem digitalen Zeitalter; Fakt ist, die Musik zieht einen sofort ins Geschehen und man kämpft anstelle von unterdrückten Träumen eher mit dem Unterdrücken, jegliche Gliedmaßen in alle Himmelsrichtungen zu schleudern, die Faust in die Höhe zu strecken und den Boden mit Hilfe von rhythmischem Stampfen auf seine tatsächliche Tragfähigkeit testen zu wollen.
Zeit zum Durchatmen gibt es auf der zehn Songs umfassenden Scheibe keine.
Sicherlich ist das Debutalbum der vier Jungs aus Trier nicht der Fund des heiligen musikalischen Grals, dennoch versetzt es einen in einen unbekümmerten Zustand des saturierten und glücklichen Seins.
Da tut es dem Ganzen auch keinen Abbruch, dass es der Platte soundtechnisch ein wenig an Dynamik fehlt. Im Gegenteil. Sie wirft alles Überflüssige über Bord und fixiert sich darauf, was im Leben wirklich zählt: gute, laute Musik, ein Bier in der Hand und von der Decke tropfender Schweiß. Kurt Cobain wäre sicher stolz.
Wertung
Recht mutig kommen Matches mit ihrem Neugeborenen daher. Ich kann nicht genau sagen warum, aber es erinnert mich an gute alte Zeiten. Das letzte Mal ging es mir so bei „You Could Have It So Much Better“ von Franz Ferdinand. Und das ist sehr lange her... Mich würde es nicht wundern, die Jungs eines Tages im Vorprogramm der Pixies zu sehen.
Erik Swiatloch
Erik kommt aus dem nebelverschleierten Thüringer Wald. Das erklärt wohl auch seine Vorliebe für melancholische und bedrückende Klänge. Als Filmkomponist, Musiker und Tonstudiobetreiber hat er in seinem kompletten Alltag mit nichts anderem als Musik zu tun.