Neufundland mit musikalisch experimentierfreudigem Debüt „Wir werden niemals fertig sein“
16.11.2017 | Ole Lange
„Wir werden niemals fertig sein“ begegnet einem auf einer ganz anderen Ebene. Die Kölner Band nimmt einen mit auf eine sehr dynamische, aber auch kantige Reise durch ihre Köpfe. Mit ihrer Musik schaffen die Jungs eine sehr tanzbare Stimmung, die auch live definitiv überzeugen kann. Doch mit der Platte und den neuen Liedern treten gleichzeitig auch neue Schwächen auf. Im Gegensatz zu der EP „Neufundland“ ist der Sound etwas elektronischer geworden. Trotzdem kann man schon vorweg nehmen, dass das Album definitiv sehr stimmig ist.
Schon bei den Texten stellen die Kölner ihre Cleverness gut zur Schau. Von wirklich interessanten Wortgruppen schon alleine in den Titeln der Songs wie beispielsweise „Oase aus Beton“, „Trink aus“ oder „Kopf in den Wolken“ kann man ebenso viel auf das Album schließen, wie die Türen der Bahn in Tokyo. Akzente setzen beim ersten Hören definitiv die Vielzahl an verschiedenen instrumentalen Mitteln. Jedes Lied setzt erneut auf eine andere Melodie, der persönliche Grund-Tenor ist dennoch sehr ähnlich.
Musikalisch machen Neufundland vieles richtig. „Alles was bleibt“ oder auch schon erwähntes „Trink aus“ haben nicht den Druck, den man erwarten könnte. In vielen Strophen setzen die fünf Jungs auf „weniger ist mehr“. Dafür gibt der Refrain sehr viel. Dann rasten Neufundland buchstäblich aus. Viele Effekte sorgen aber auch manchmal für eine Überbeanspruchung, wie bei „Kopf in den Wolken“. Wenn man sich aber auf komplexere Melodien mit einzelnen Instrumenten verlässt, so wirkt das streckenweise einfach angenehmer. „Eiskugel“ macht es vor.
Textlich schaffen es Neufundland zu überzeugen. Sie sagen viel aus, ohne es allzu konkret zu machen. Die Politik der Musik haben die Jungs also schon verstanden. Allgemein wird aber etwas mehr mit Klang als mit dem Text gearbeitet, auch wenn der Gesang oft im Vordergrund steht. Beim Song „Sag was du willst“ merkt man aber doch die persönliche Intensität und teilweise doch eine charmevolle Raffinesse. „Wir werden niemals fertig sein“ ist zusammengefasst also eine Platte, die man sich durchaus geben kann, sofern man cleveren Indie-Pop mag. Es ist nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Wertung
Neufundland bieten eine Platte, die durchaus nach vorne schießen könnte. Musikalisch hängt vieles auf der elektronischen Ebene, was der Band aber durchaus steht. Dennoch gibt es aber nicht viel zu sagen. Das Album spricht für sich selbst.
Ole Lange
Ole stammt aus der östlichsten Stadt Deutschlands und begeistert das Team mit seinen leichten Dialekt. Er schreibt fleissig Reviews von Hip-Hop bis Metalcore und hat hin und wieder ein Interview mit Bands.