Plague Vendor und "By Night": Zeit für Anarcho-Rock
03.06.2019 | Jonas Mönter
Furztrockene Drums, ein knurrender Bass, Fuzzgitarren, und der verzerrte Schreigesang blasen dem Unvorsichtigen erstmal die Gehörgänge frei. Das tönt ja wie der lange vermisste Bruder von “Songs for the Deaf”! “By Night” klingt cool, mysteriös, dreckig, punkig. Der Gesang pendelt immer zwischen paranoider Monotonie und messerscharfem Geschrei. Dabei kommt genau die richtige Menge an Wahnsinn bei der Hörerschaft an.
Das ganze Album ist voller abgefahrener Ideen; “Let Me Get High” klingt im Refrain nach... Outcast? Alles steigert sich zu einer Noise-Wand, durch die der Gesang wie ein Gespenst laut und leise von links nach rechts wabert, bis der Song zu Ende ist. “Prism” klingt im Gegensatz dazu wie ein Indie-Song. Ein sehr dreckiger Indie-Song, aber definitiv Tanzbar. Plague Vendor verstehen es perfekt, die in den Songs aufgebaute Spannung explosiv zu entladen, sich mühelos wieder zurückzunehmen, um dann wieder nach vorne zu preschen.
Alle Songs auf “By Night” knallen einfach, sind kompakt und abwechslungsreich gehen schnell ins Ohr und in die Beine. Auch ein weniger brachialer Song wie “Night Sweats”, funktioniert mit einer Post-Punkigen Note und der ein oder anderen Noise-Orgie zwischendurch hervorragend. Düster und abgefuckt geht's mit “Pain In My Heart” weiter. Schief und bedrohlich baut sich der Song zu einem psychotischen Fiebertraum auf, den man erstmal überstehen muss.
Und so oder so ähnlich sieht das ganze Album aus. Dreckig, aggressiv, manchmal böse und voller Energie. Die Songs treiben schon auf Platte derart nach vorne, dass man schon fast Angst vor den Live-Shows bekommen kann. “By Night” ist ein Trip, ein Alptraum, aus dem man irgendwie nicht aufwachen möchte. Es entsteht beim Hören geradezu ein Sog, der bei der Stange hält und einen auch nach dem x-ten Durchlauf noch weiter in den verrückten Plague Vendor Kosmos zieht.
Wertung
“By Night” ist ein Brett von einem Album. Abwechslungsreich und von vorne bis hinten spannend. Ich habe mich immer wieder an Josh Hommes frühere Großtaten mit Queens of the Stone Age erinnert gefühlt. Großartiger Anarcho-Rock, dreckig, düster, straight nach vorne. Great Stuff!
Jonas Mönter
Jonas lebt in Münster und studiert Englisch und Musikpädagogik. Musikalisch mag er alles mit elektrischen Gitarren, hauptsächlich läuft oldschooliger Metal und Hard Rock. Geld hat er nie, weil er das meiste seines Ersparten für Schallplatten und Bandshirts ausgibt.