Sidewalk Surfers und "Growing Up Is A Mess": Das Chaos einer Generation
05.04.2021 | Meret Stursberg
2018 brachten die Sidewalk Surfers ihr zweites Album "Dinner For Sinners" raus. Fast drei Jahre später klopfen die vier Jungs aus Saarbrücken wieder an der Tür: diesmal mit "Growing Up Is A Mess". Die Skatepunk-Platte liefert alles, was der gerade irgendwie erwachsen werdende Teenager des 21. Jahrhunderts sich wünscht: konkrete Gesellschaftskritik, Auseinandersetzung mit Problemen und auch den ein oder anderen Party-Song. Das alles präsentiert wird in Form von schnellem Skatepunk mit eingängigen Gitarrenriffs und harten Beats präsentiert. Nebenbei erzeugen die Songs das Gefühl verstanden zu werden. Denn was das neue Album der Sidewalk Surfers vor allem kann, ist einer Generation aus der Seele zu sprechen. Wie in "21" zum Beispiel die fortwährende Digitalisierung des Alltags und das Aufwachsen mit sozialen Medien thematisiert wird. Zeilen wie "We all share our best lives/While we’re feeling lonely/We are addicted to attention" kann wohl jeder nachvollziehen, der schonmal auf Instagram unterwegs war. Neben Kapitalismuskritik und weiteren wichtigen Problematiken darf natürlich auch die Krise unserer Zeit nicht fehlen: In "An Apology" schreit die Band ihren Schmerz über die Umweltverschmutzung und die Klimakrise heraus.
Bei den ganzen Problemen und Krisen, mit denen man so aufwächst und denen man sich schier nicht entziehen kann, ist es aber neben der Kritik daran auch ebenso wichtig, sich die Zeit zu nehmen abzuschalten und einfach mal zu leben. Daher finden sich selbstverständlich auch die dazu notwendigen Gute-Laune-Songs. Perfekt für Saufgelage, entspannte Abende am Skatepark oder auch auf dem Festival-Camping-Platz (sobald das wieder möglich ist). Man kann es kaum erwarten, bei "Drunk Together" oder der vom Ska angehauchten Hymne "Porta Potty Anthem" beim nächsten Concrete Jam mitzufeiern. Side Fact: Zuerst habe ich die sympathischen Jungs beim Concrete Jam 2018, einem Skate Contest in Neuss mit integriertem Festival, gesehen und war da schon begeistert. Mit dem neuen Album zeigen die Sidewalk Surfers umso mehr, dass sie nicht nur irgendeine Band sind, die man mal auf 'nem kleinen Festival sieht. Sie haben das Potential, sich noch weiter zu entfalten und vielen Menschen aus der Seele zu sprechen, während sie ihr eigenes Ding durchziehen.
Musikalisch haben wir eine fetzige Mischung aus melodischem Skatepunk und etwas härteren Elementen - also perfekt, sowohl für die, die es etwas softer mögen, als auch für Fans, die sich eher dem Hardcore Punk zugewandt haben. Der Stil erinnert an irgendwas zwischen PUP, den früheren Sachen von Sum41 und Rise Against. Die Musik zwingt einen geradezu zum Tanzen und man kann das nächste Festival kaum abwarten. Bis dahin kann man mit der stimmungsvollen Musik auch das eigene Zuhause in ein Konzert verwandeln. Einfach "Growing Up Is A Mess" aufdrehen und abgehen!
Wertung
Die Sidewalk Surfers liefern mit "Growin Up Is A Mess" ein Album, das es schafft, die Herausforderungen des Aufwachsens in der heutigen Zeit auf den Punkt zu bringen und damit Teenagern, die sich dadurch überfordert oder abgehängt fühlen, aus der Seele zu sprechen. Mit schnellen Skatepunk-Riffs und ein paar Hardcore-Vibes ist für jeden etwas dabei und trotz der ernsten Themen kommt die gute Laune nicht zu kurz.
Meret Stursberg
Momentan studiert Meret Philosophie in Düsseldorf und arbeitet ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe, treibt sich aber ansonsten die ganze Zeit auf Konzerten oder Festivals quer durch Deutschland und in anderen Ländern rum. Sie liebt Reisen und lernt auch im Ausland viele interessante Musiker kennen. Ansonsten spielt sie selber mehr schlecht als recht Bass in einer kleinen Punk-Band. Musikalisch kann sie fast jedem Genre etwas abgewinnen und bezeichnet ihre Playlist auch als Büchse der Pandora, weil zwischen Punk, Indie, Rock, Ska, Metal, Trash und Hip Hop manchmal auch einfach klassische Musik oder Kinderserien-Intros anspringen.