ZSK und “HassLiebe”: Liebe, Hass und ganz viel Punkrock
22.02.2023 | Lena-Marie Buchner
Der Name „HassLiebe“ ist Programm und so startet das Album direkt mit einer Menge Sozialkritik. Im Opener „Darwin“ wird der Hörer mit der bitteren Realität konfrontiert. Die Menschheit steuert mit voller Fahrt auf den Abgrund zu und reißt den Planeten mit ins Verderben. Allen ist bewusst, dass sich etwas ändern muss und trotzdem passiert nichts. Ein zynischer Text über die selbstzerstörerische Art der Menschheit. Es ist ein Appell nun endlich aufzuwachen und für die eigene Zukunft zu kämpfen. Durch eindringliche Gitarrenriffs, dröhnenden Bass und treibende Drums bekommt die Message des Songs die nötige instrumentale Unterstützung. Lyrisch wie musikalisch ein echter Ohrwurm.
Analog zum Plattentitel thematisiert die Band nicht nur Negatives. Tracks wie „Ich liebe dieses Leben“ und „Neuanfang“ feiern die erfreulichen Seiten des Daseins. Neben so viel Scheiße, die Tag für Tag in dieser Welt passiert, muss man sich auch mal die Zeit nehmen, um die schönen Dinge angemessen zu zelebrieren. Dieser Punkt wird auch in „Glück“ noch einmal ausführlich behandelt. Bei allen drei Songs handelt es sich um Hymnen auf das Leben, die zum Feiern und Glücklichsein einladen. Positive Energie im Pop-Punk-Stil zum Tanzen und Mitgrölen. Das nächste ZSK-Konzert kann kommen!
Mit „Scheißtyp“ werden ZSK wieder politischer. Zusammen mit Romana Aufinge von Attic Stories nehmen sie sich dem Thema toxische Männlichkeit an – eine Problematik, die gerade über die letzten Jahre immer präsenter geworden ist. Gemeinsam singen Joshi und Romana gegen alle „Scheißtypen“ dieser Welt an. Dabei harmonieren ihre beiden Stimmen perfekt und verleihen der Kombination eine freche Note mit Wiedererkennungswert. Zeit verändert einen Menschen, und so leben sich auch manche Freundschaften auseinander. „Hipster“ handelt von dem Gefühl das aufkommt, wenn der beste Kumpel auf einmal nicht mehr der selbe ist. Klar Position beziehen ZSK auf dem Album gegen Verschwörungstheoretiker und auch mit dem Digitalen Zeitalter ist die Band nicht ganz grün, wie der Titeltrack „HassLiebe“ zeigt.
Nach jahrzehntelangem Frieden herrscht wieder Krieg in Europa. Russland führt einen grausamen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das können ZSK auf keinen Fall unkommentiert lassen und so schenkt direkt die erste Single „Himmel“ dem Ganzen Gehör. Ein wirklich extrem starker Song zur momentanen politischen Lage. Die Verzweiflung, der Frust und die Wut, die die Situation auslöst, spiegelt der Song unverblümt wieder.
Deutlich ruhiger geht es in der Liebesballade „Ich höre dich atmen“ zu. Damit zeigen ZSK wieder einmal, dass sie nicht nur laut können, sondern auch in den leisen Tönen gut aufgestellt sind.
Musikalisch beinhaltet das Album den klassischen ZSK-Sound. Schnelle, geile Gitarrenriffs, Vollgas an den Drums, Gesang voll in die Fresse und ein markanter Bass, der sich keineswegs zu verstecken hat. Manche Songs gehen vom Klang her zu den Anfängen der Band zurück, während andere eher an das 2021 erschienene Album „Ende der Welt“ erinnern. Die Band ist breit aufgestellt, sodass für jeden Fan etwas dabei sein sollte.
Wertung
Beim ersten Hören war ich noch nicht so ganz von der Qualität des Albums überzeugt. Anfangs machten meine persönlichen Höhepunkte die bereits erschienenen Singles aus. Die Platte entwickelte mit der Zeit jedoch wirklich Charakter und es macht Spaß, dieses Ding zu hören. Ich freu mich sehr auf die Tour, um die Songs live zu erleben. Eine klare Empfehlung von mir für jeden, der auf deutschsprachigen Punkrock und Politpunk steht.
Lena-Marie Buchner
Lena wohnt in der Nähe von München und besucht eine FOS um möglichst bald das Abi in der Tasche zu haben. Um dann „irgendwas mit Medien“ zu machen. Musik ist ihre große Leidenschaft, sie liebt Konzertbesuche und spielt gerne Bass und Gitarre. Musikalisch öffneten die Toten Hosen ihr früh die Tore des Punkrocks. Vor allem die deutschsprachige Künstler haben es ihr angetan, und so sind Bands wie ZSK, die Donots oder Milliarden nicht mehr aus ihrer Playlist wegzudenken.