The Smith Street Band bieten auf „More Scared Of You Than You Are Of Me“ Punk mit feinem Storytelling
02.04.2017 | Miriam Rhein
Aber genau dabei kann man beim Opener „Forrest“ durchaus widersprechen. Er gibt zwar gleich zu Beginn ordentlich auf die Mütze, verliert sich aber zu sehr im langweiligen Folk-Punk-Geschrammel und ist damit auch der schwächste Song des Albums. Deswegen darf man sich nicht vom ersten Eindruck leiten lassen, denn gleich hinterher zeigt das Quartett, wie es besser geht.
„Birthdays“, „Song For You“ und „Passiona“ sind in einer sprunghaften Dynamik verankert, die leise mit lauten und sanfte mit energetischen Tönen verbindet, dabei aber nie die Worte und die Geschichte dahinter übertönen. The Smith Street Band präsentieren so Erzählungen, die eingebettet in den ruppigen und rohen Punk-Sound das Kopfkino anregen.
Aber sogar der punkigste Song kann in Kitsch ausarten – und das meine ich völlig wertfrei. Manchmal braucht es Songs wie „Run Into The World“, die zwischen Herzschmerzgejammer und dem Weltverbessererdrang Platz lassen, um mit der großen Liebe über eine Blumenwiese zu flanieren – auch wenn die in diesem Fall etwas düsterer ausfällt.
Wirklich melancholisch wird es bei „Suffer“, das musikalisch gen Ende noch einmal aus dem sonst recht homogenen Konstrukt ausbricht. Plötzlich klingen die Gitarren rockig und klar, während das Schlagzeug das erste Mal wirklich hörbar zum Tragen kommt. Davon hätte ich mir mehr auf dem Album gewünscht.
Wertung
The Smith Street Band bewegen sich mit „More Scared Of You Than You Of Me“ in einem Potpourri aus gut bekannten Akkordfolgen, die so geschickt auf das handfest erzählte Gefühlschaos abgestimmt sind, dass das Album nicht im 3-Akkorde-Meer untergeht.
Wertung
"I wanna kiss you on the mouth a little bit too hard" - genau meine Vorstellung von Romantik. Herrlicher Akzent des Sängers gepaart mit munterem Geklampfe auf einem abwechslungsreichen Album.
Miriam Rhein
Miriam studiert Germanistik & Informationswissenschaft, lebt in NRW und ist ein Internetkind durch und durch. Deswegen bloggt sie auch noch auf www.zweidrittelkrach.de.
Mit den Wurzeln im Punk Rock und der Faszination im Heavy Metal hört sie alles, was leise nicht zu ertragen ist und laut nie wieder aus dem Kopf geht.