Im Kreuzverhör #43: Milking The Goatmachine - "Clockwork Udder"
03.04.2022 | Album der Woche Redaktion
Gab es nicht jede künstlerische Idee der Verkleidung schon einmal? Pandamasken, Sturmmasken, kiloweise Schminke, der vollständige Verzicht auf Kleidung… Haben wir doch alles schon gesehen. Als ich jedoch das erste Mal mit Milking The Goatmachine in Kontakt kam, gab es deren Idee für mich noch nicht: Eine im Bereich des Metal („GoatGrind“) angesiedelte Band mit Ziegenmasken, dazu geografisch aus meiner Nähe. Das war neu und das war aufregend. Ich war zu dieser Zeit - mit ca. 16 Jahren - von allem begeistert, was laut und möglichst unverständlich daherkam. Zudem kreuzten sich die Wege der Ziegen mit den meinen mehr oder weniger automatisch über Bekannte oder Festivals. Es war also kein Kraftakt, diese Band ohne großen Aufwand sowie ohne Führerschein Live zu sehen und vor allem herauszufinden, woher eigentlich diese Masken stammen. So besaß ich nicht lange nach meiner ersten Berührung mit Milking The Goatmachine meine eigene Ziegenmaske, „dehnte“ ihr Ohr, steckte zwei 10 mm Tunnel hinein und wickelte eine Blumenkette zwischen die Hörner. Das Ganze ging soweit, dass wir aus Spaß damit im Freibad herumirrten und kleineren Kindern wohl den Schock ihres Lebens servierten. Aber hier geht es um „Clockwork Udder“, das dritte Album der Band und das Erste, mit welchem ich mich im Ganzen beschäftigte. Von den beiden Vorgängern liefen damals eher die „Klassiker“, vor allem „Ding Dong“, „Bingo Bongo“ oder „Surf Goataragua“ und „Milk Me Up Before I Go Go“ auf Kellerpartys. Bei „Clockwork Udder“ fand jedoch auch die klassische Phase der Vorfreude nach der Vorbestellung bei mir statt. Ein Shirt der Band aus dieser Zeit fiel mir kürzlich erst wieder in die Finger und ist wieder im Gebrauch. Ich erinnere mich daran, schon vor dem Release die veröffentlichten Musikvideos in Dauerschleife auf Youtube in übertriebener Lautstärke zu pumpen (vor allem „Human Domestication“ und „More Humour Than Human“) und dass das Album bei mir eine Zeit (mit-)prägte, in der der Alltag noch aus Schule bis 14:00 Uhr, mehr oder weniger aus Hausaufgaben und vor allem aus Musik bestand. Vor allem aus Musik! Und daraus, mit Ziegenmasken im Freibad zu liegen und damit ein für die anwesenden Mitbürger:innen möglichst verwirrendes Bild abzugeben. Zehn Jahre sind seitdem vergangen und das neue und achte Album („Greatest Hits“ außen vor gelassen) steht in den Startlöchern. Höchste Zeit also, sich noch einmal auf den „GoatGrind“ von Milking The Goatmachine zu freuen. Ich bin am Start.
Ich bin, wie jede:r aus meinem näheren (oder dem Anlass nach “mäheren”) Umfeld schmerzlich bestätigen wird, ein großer Fan des guten alten Wortwitzes. Aber das hier ist selbst mir zu krass. Milking the Goatmachine mit “Clockwork Udder”? Wirklich? Fehlt nur noch, dass die in Ziegenmasken auftreten. *Googelt Band*. Oh man. Aber mal im Ernst, musikalisch ist das zwar ganz weit entfernt von dem, was ich mir auf dem Arbeitsweg reinziehen würde, aber für meine dem Grindcore nicht zu 100% angepassten Ohren klingt das recht genre-konform. Dass die Pig-Squeals an der ein oder anderen Stelle durch exzessives Mähen ersetzt wurden, ist allerdings eine derbe Enttäuschung. Da wäre ein wenig mehr Originalität in der Musik statt des Bandnamens oder der Bühnenmaskierung durchaus drin gewesen. Was mich aber dann doch nochmal interessieren würde: Haben die Mitglieder alle individuelle Ziegenmasken? Gibt es da ein durchgängiges Theme? Ich sehe da viel Potenzial, zum Beispiel ein teuflisches Belzebup-Zicklein, oder ein Amon-Amarth-mäßiges Wikingerschaf mit Riesenmähne und Vollbart. Also falls ihr das lest, Milking the Goatmachine - ruft mich an, wenn ihr eine Modeberatung braucht.
Kurz aus meinem Festivalalltag: Während unsere Playlists in diesen illustren Tagen eigentlich immer nur aus ironischen One-Hit-Wondern und anderweitig melodiegewaltigen Trash bestehen, ist auch schleichend eine Band mit dem Namen "Milking the Goatmachine" in das bunte Repertoire zum mitgrölen gewandert. Unter anderem deswegen entfloh mir ein halblautes "Ach stimmt, die sind etwas, das existiert", denn ich hatte die Existenz lange vergessen. Mit Freuden hörte ich seit Langem mal wieder in eines ihrer Alben rein und war erneut überrascht, dass Milking the Goatmashine nicht nur darauf aus sind, ein Meme zu sein, sondern auch noch ziemlich guten Death Metal durch die Ohren pusten. Einfach schön, dass man sich nicht nur auf dem Meme/Kult-Status ausruht wie so einige andere Bands dies tun und damit zu Unrecht Plätze auf großen Bühnen bekommen.