Interview mit Captain Planet zum Album "Ein Ende"
18.06.2016 | Jakob Uhlig
Bei der braven Wohnsiedlung auf dem Cover eurer neuen Platte denkt man an vieles, aber nicht an ein Punk-Album. Welche Idee steckt dahinter?
Das Bild lebt von den Assoziationen, die in Kombination mit dem Titel „ein Ende“ entstehen. Für viele Leute ist die Vorstellung so zu enden gar erstrebenswert, ich meine, halb Hessen und Bayern sehen so aus. Bei anderen, z.B. mir, löst das Bild eher starkes Unbehagen aus. Es spielt mit Erwartungshaltungen und Vorstellungen von der eigenen Zukunft. Darüber hinaus sind wir halt auch einfach nicht die Typen, die in schwarzen Klamotten und mit traurigen Gesichtern vor einem offenen Grab auf dem Cover zu sehen sind, wenn die Platte „ein Ende“ heißt.
Zwischen diesem und eurem letzten Album sind ganze vier Jahre verstrichen, eure früheren Veröffentlichungen erschienen in einem deutlich schnelleren Rhythmus. Mal etwas provokant gefragt: Fällt die Suche nach Inspiration mit zunehmendem Alter der Band schwerer?
Das mit dem deutlich schnelleren Rhythmus stimmt so nicht ganz. Davor waren es, glaube ich, 3 Jahre. Auch schon ganz schön lange irgendwie. Hmmm. Die Ideen sind aber zumindest nicht das Problem. Schau dich um, genügend Wut für neue Songs ist in diesem Land schnell zu haben. Das Problem ist vielmehr die Zeit zu finden, um aus dem großen Haufen Zorn und Verzweiflung liebevoll neue Hits zusammenzuschrauben. Müssten wir nicht arbeiten und so Gedöns, bräuchten wir bestimmt höchstens 2,5 Jahre.
Habt ihr nach nunmehr vier Alben mittlerweile eine gewisse Routine beim Alben schreiben entwickelt? Oder würdet ihr sagen, dass jede Platte eine ganz neue Erfahrung ist?
Ja und Nein. Klar gibt es bestimmte Abläufe, die sich eingespielt und bewährt haben. Andererseits ist die Reise immer eine andere. Es wäre auch eine Illusion anzunehmen, dass man irgendwann die perfekte Vorbereitung austüfteln kann und dann alles richtig geschmeidig läuft. Wenn das doch irgendwie klappen würde, käme auch wahrscheinlich eine schreckliche Platte dabei raus. Ich bin fest davon überzeugt, dass für die Entstehung einer guten Platte eine ordentliche Portion Wahnsinn nötig ist.
"Die Zeit" lobte euer Debut-Album einst als "beste Punk-Platte seit Jahren". Löst sowas bei euch Erwartungsdruck aus, die nächste Platte noch besser machen zu müssen?
Nö.
Müssen wir auf euer nächstes Album wieder 4 Jahre warten?
Wer hat gesagt, dass es noch ein Album geben wird?
Jakob Uhlig
Jakob kommt aus dem hohen Norden und studiert zur Zeit historische Musikwissenschaft. Bei Album der Woche ist er, neben seiner Tätigkeit als Schreiberling, auch für die Qualitätskontrolle zuständig. Musikalisch liebt er alles von Wiener Klassik bis Deathcore, seine musikalische Heimat wird aber immer die Rockmusik in all ihren Facetten bleiben.