Interview: Yoshi von ZSK
07.03.2017 | Moritz Zelkowicz
Die Tour Teil zwei. Wieder die gleichen Clubs wie letztes Mal?
Na eben nicht. Wir Spielen überall da, wo wir beim ersten Teil nicht waren. Noch vor der Tour haben wir ja schon eine kleine „Kein Bock auf Nazis“-Show hier gespielt. War aber 'n bisschen besucht. Heute ist fast ausverkauft, ich freu mich.
Ein Paar Shows sind schon gespielt, ist mehr los als bei Teil eins der Tour?
Nö, ist vergleichbar. Aber allgemein ist seit der Auflösung bei uns als Band mehr los. Ist schon verrückt, sind wirklich viel mehr. Liegt vielleicht auch am neuen Album, dass ja sehr gut eingeschlagen hat. Finden wir sehr begrüßenswert. Wir sind sehr froh dass wir zurückgekommen sind und es seither besser läuft als jemals.
Gibt's auf der Tour eine Show auf die ihr euch am meisten freut?
Chemnitz morgen find' ich sehr gut, da waren wir Ewigkeiten nicht, ich glaube acht Jahre nicht mehr oder so. Und das AJZ Chemnitz ist ja auch so ein Urgestein, wo ja auch die ganzen Hardcoreshows in den 90ern waren. Da sind wir öfter mal von Berlin runter gefahren für Konzerte und ich hab oben irgendwo 'nen Zettel, wo draufsteht wann wir das erste Mal da gespielt haben. Ich glaub 2000. Schon krass 17 Jahre später stehen wir dann wieder da auf der Bühne. Dazwischen natürlich noch ein Paar mal.
Eure Highlights als Band 2016?
Die Clubtour war schon irre für uns. SO36 in Berlin ausverkauft, erstmals schon Wochen vorher, das haben wir noch nie geschafft. Auch das Conne Island in Leipzig komplett ausverkauft. Da haben wir vor 15 Jahren schon gespielt. Damals vor 50 Leuten, irgendwann 100, 500 und jetzt halt über 1000 Leute. Das ist halt cool. Es ist halt auch schön zu sehen, wenn wir in den Städten sind treffen wir halt Leute die wir kennen, weil die schon seit zehn Jahren auf unsere Konzerte gehen wenn wir in der Nähe. Auch die jungen Bands die wir kennenlernen. Ich liebe diese Musik und ich liebe es mit meinen besten Freunden in diesem Bus unterwegs sein zu dürfen um Abenteuer erleben zu dürfen so ein bisschen zumindest.
Ich liebe diese Musik und ich liebe es mit meinen besten Freunden in diesem Bus unterwegs sein zu dürfen um Abenteuer erleben zu dürfen so ein bisschen zumindest.
Was war dein Lieblingsalbum 2016?
Gute Frage... (überlegt, überlegt, überlegt; Anmerkung der Redaktion) Ich glaub das muss man unterteilen in Punk und Nicht-Punk. Das Frank Turner Album war das...?
Positive Songs for Negative People? Klasse Album, war aber 2015.
War das noch 2015? Siehste? So vergeht die scheiß Zeit. Meine Neuentdeckung war „Masked Intruder“. Die haben zwar nur die kleine EP raus gebracht, aber das gefällt mir. Das ist irgendwie frisch und witzig, gefällt mir einfach.
Neues Album 2017?
Wir schreiben in Ruhe Songs und sehen was draus wird. Gibt jetzt aber keinen Zeitplan oder so. Wir freuen uns jetzt auf die Tour, Festivals im Sommer, der Rest ergibt sich dann schon.
Habt ihr schon Zusagen für Festivals gegen?
Naja, also das Ruhrpott Rodeo spielen wir wieder und ansonsten eher kleinere die man nicht so kennt, da dann halt als Headliner. Das Resist to Exist zum Beispiel. Das wird schon gut.
Das AJZ in Chemnitz, das SO36 in Berlin, es gibt ja in fast jeder Stadt, zum Glück, diese linken, alternativen Freiräume. Die müssen wir jetzt erst recht erhalten und verteidigen.
Eure Musik ist ja leider aktueller denn je durch die politische Lage. Macht dir das Sorgen?
Ja klar. Es ist alles furchtbar und ich weiß auch oft nicht wie man da den Leuten noch weiter Mut machen soll, wenn alles so viel schlimmer wird. Wenn jetzt noch die AfD in den Bundestag einzieht, dann ist das 'ne furchtbare und im wahrsten Sinne des Wortes Brandgefährliche Situation. Es wundert mich dass es noch keine Toten gab bei den ganzen Brandanschlägen auf die Flüchtlingsunterkünfte. Aber die wird es noch geben ganz bald. Ich glaube aber auch auf der anderen Seite muss man jetzt erst Recht am Ball bleiben. Man muss noch mehr diese Freiheiten durch Punkrock und Hardcore und so. Läden wie hier das E-Werk, Das AJZ in Chemnitz, das SO36 in Berlin, es gibt ja in fast jeder Stadt, zum Glück, diese linken, alternativen Freiräume. Die müssen wir jetzt erst recht erhalten und verteidigen. Das sind die Orte wo die Leute, die von den Nazis, AfDlern, Rassisten so gehasst werden, willkommen sind und in Ruhe feiern können. Deshalb finde ich ist es umso wichtiger, was Punkrock ausmacht: Jeder ist willkommen und keiner wird diskriminiert. Wenn Rassisten und andere Arschlöcher kommen, dann knallts.
Wie siehst du die Entwicklungen in den USA?
Trump – guter Kerl, der wird von vielen falsch verstanden. Ne! Furchtbar! Aber so wird es langsam aber sicher auch hier passieren. So irrsinnig! So ein unfassbares Arschloch, der die ganze Zeit ganz bewusst lügt und ein totaler Idiot ist und die wählen ihn halt trotzdem, das kann einem schon auch Angst und Sorgen machen. Ich hoffe nur dass das in Europa so nicht funktioniert, dass da irgendein verrückter Populist kommt der einfach super schäbig ist, den alle aber abfeiern. Auszuschließen ist es nicht. In anderen Ländern gibt’s ja schon länger rechte und rechtsextreme Parteien in der Regierung sitzen und gute Wahlergebnisse einfahren.
Abgesehen von Wahlen, was kann man tun?
Das was wir ja seit Jahren schon tun, noch konsequenter tun. Auf die Straße gehen, Freiräume verteidigen und schauen dass man die Leute in Schutz nimmt, die die Rechten als Feinde markiert haben und markieren werden. Die offene freie Gesellschaft hier kann man einfach nicht mehr als selbstverständlich nehmen leider. Man muss halt „Die Linken“, „Die Punker“, „Die Schwulen“, halt alle die von denen halt so gehasst werden, die muss man halt jetzt besonders in Schutz nehmen. Wir müssen eben alle zusammenhalten. Und ich finde die Protestbewegung in den USA super. Verschiedenste Teile der Gesellschaft, gehen geschlossen auf die Straße. Die Proteste auf der Vereidigung, die ganzen Wissenschaftler, die sich jetzt quer stellen. Das ist ein gutes Zeichen. Zeigt auch dass die Gesellschaft nicht gelähmt ist von dem Schock. Ich würde mir sowas vermehrt auch in Deutschland wünschen.
Startet ihr von „Kein Bock auf Nazis“ da eine Offensive?
Wir sehen dass schon seit den großen Wellen rassistischer Gewalt, dass die Sachen von „Kein Bock auf Nazis“ mehr nachfrage haben. Wir verschicken jeden Monat viele Tausend Aufkleber und Shirts und werden genauso weitermachen.
Dann bedanke ich mich bei dir und wünsche dir viel Spaß auf der Bühne.
Ja kein Problem. Ich freue mich auf ein geiles Konzert und wir zwei beide sehen uns gleich oben vor der Bühne.
Moritz Zelkowicz
Moritz deckt als Franke den Süden Deutschlands ab. Er versucht beständig Teil der Lügenpresse zu sein, ist aber ansonsten im Marketing tätig. Musikalisch ist er überall dabei, ob Punk, Core oder Rap, erlaubt ist, was gefällt.