ZSK über das "Ende der Welt", Nazis und Hoffnung
27.01.2021 | Moritz Zelkowicz
Sie sind eine DER Bands, die in Deutschland für politisches Engagement gegen Rechts stehen. Mit „Ende der Welt“ haben ZSK ein neues Werk für ihre Agenda herausgebracht. Und auch wenn Corona der Band Ruhe und Zeit beschert hat, um das Album in aller Ruhe zu schreiben, zu produzieren und zu veröffentlichen, so überschattet die traurige Realität natürlich die kleinen Vorzüge. „Klar konnten wir die Zeit nutzen, aber die Tourtermine letztes Jahr und die Verschiebung der Release-Tour sind einfach scheiße", meint Joshi.
Allerdings hat Corona der Band auch einen großen medialen Fokus gebracht. Denn nach einer Twitteraktion widmen ZSK dem Virologen Christian Drosten einen Song mit einem hervorragenden Video. „Ich habe Besseres zu tun“ schlägt gleich hohe Wellen und beschert der Band sogar ein persönliches Treffen. „Wir kamen an der Charité an und haben vor seinem Institut dem Sicherheitsdienst Bescheid gegeben, dass wir gerne etwas abgeben wollen. Der telefonierte und kurz darauf kam schon eine Mitarbeiterin von Drosten zu uns und sagte strahlend ‚Wie schön Euch zu treffen, wir haben schon auf Euch gewartet‘ und dann kam Drosten schon die Treppe herunter.“ Auf die Frage, warum Drosten sich dafür sogar Zeit genommen hat, anders als für manches Interview, antwortet Joshi: „Na weil er den Song geil fand!“. So bekam Drosten eine extra für ihn gefertigte Single und ZSK im halbstündigen Gespräch das Versprechen, dass er die Band bei einem Konzert zu diesem Song begleiten wird, ganz gemäß seiner Vergangenheit in der Death-Metal-Band „Cursed Earth“. „Aber es ist einfach unerträglich, wie er bedroht und attackiert wird“, stellt Joshi nochmal klar.
Doch mit diesem persönlichen Erfolg kommt für ZSK dieser Tage auch Aufmerksamkeit aus einer anderen Richtung. Denn es folgen Beschimpfungen, Anfeindungen und Morddrohungen von Coronaleugnern und wie immer auch von Nazis. „Am besten sind dann die, die meinen einen überzeugen zu können, und dann dutzende obskure Links mitschicken.“ Doch das macht Joshi keine Angst. „Weißt du, wir wohnen in Kreuzberg, uns kann hier nichts weiter passieren. Sorgen mache ich mir eher um die 16-jährigen Antifas auf dem Dorf, die dann gegen die örtlichen Nazis keine Solidarität oder Hilfe bekommen.“
Die politische Entwicklung der letzten Jahre macht Joshi aber wirklich Sorgen und er zieht Parallelen zur Vergangenheit mit der NPD. „Früher haben wir gebangt, ob die NPD, außer in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, in weitere Landtage einzieht, und heute haben wir die AfD im Bundestag.“
„Früher haben wir gebangt, ob die NPD [...] in weitere Landtage einzieht, und heute haben wir die AfD im Bundestag.“
Gerade Covidioten machen ihm aber nicht so große Sorgen, „das ist zum Glück eine verhältnismäßig kleine Gruppe, die einfach sehr laut schreit“, sagt er. Im Gegensatz zu Feine Sahne Fischfilet etwa, hatten ZSK auch noch nie wirklich Probleme mit der Polizei oder dem Verfassungsschutz – nur im Verfassungsschutzbericht von Sachsen tauchen die Berliner auf. Sie klagten erfolgreich und mussten wieder entfernt werden.
Und es ist nicht alles aussichtslos oder das „Ende der Welt“. Das thematisieren ZSK in ihrem Song „Die Kids sind okay“. Für Joshi ist Greta Thunberg ein absolutes Vorbild, doch der Song meint nicht nur Kinder und Jugendliche: „Die Kids sind die Leute, die vor uns vor der Bühne stehen – und die sind eben okay, mehr als okay sogar.“
Dieses Album hat neben der Politik auch Platz für einen sehr persönlichen Moment. Der Song „Stuttgart“ ist ein kleiner Seelenstrip. Es ist das Jahr 2016 und ZSK spielen ein Konzert in Stuttgart. Während die Vorband auf der Bühne steht, kommt der Anruf, dass Joshis Mutter in Göttingen verstorben ist. Im ersten Moment sind sich Band und Crew einig, dass das Konzert abgesagt und verschoben wird, er soll einfach fahren. Doch Joshi entscheidet sich dann doch, das Konzert zu spielen. „Meine Mutter war immer ein großer Fan der Band und ich war mir sicher, das hätte ihr so gefallen.“ Also ging es auf die Bühne und nach dem letzten Song verlässt er die Bühne durch den Hinterausgang, steigt in einen Mietwagen und wird von seinen Bandkollegen nach Göttingen gefahren. „Es war wirklich gut, diese harten Stunden mit meinen besten Freunden zu verbringen. Als Band erlebst du so viel Schönes und Lustiges, aber so eine Nacht zusammen durchzustehen, das ist nochmal etwas komplett anderes.“ Lange fiel es ihm schwer darüber öffentlich zu reden, doch der Song entstand dann sogar noch bevor das Album geplant war.
Das ist das Ende, das diese Geschichte verdient, ein wirklich emotionaler Song und ein wirklich guter Abschluss. Nun können ZSK erstmal feiern. Charteinstieg auf drei und unser „Album der Woche“. Da geht natürlich wenig drüber: „Es ist so krass, was gerade mit diesem Album passiert“, so Joshi.
Moritz Zelkowicz
Moritz deckt als Franke den Süden Deutschlands ab. Er versucht beständig Teil der Lügenpresse zu sein, ist aber ansonsten im Marketing tätig. Musikalisch ist er überall dabei, ob Punk, Core oder Rap, erlaubt ist, was gefällt.