Die Top 5 (+X) Alben 2016 von Jakob
28.12.2016 | Jakob Uhlig
Aus musikalischer Perspektive war 2016 für mich vielleicht das beste Jahr meines Lebens. Für mich bot es unglaublich viele großartige Konzerte, tolle neue Platten meiner Lieblingskünstler und vor allem eine Fülle von Neuentdeckungen. Eine Auswahl meiner Lieblingsplatten ist mir daher sehr schwer gefallen und ich komme wohl nicht umhin, abschließend noch ein paar mehr als meine fünf Lieblingsalben zu erwähnen. Im Folgenden auf jeden Fall die Liste der Werke, die mein Jahr 2016 geprägt haben.
Sollte es nach dem schon fulminanten Debutalbum noch irgendwelche Zweifel an der Klasse der Aachener Posthardcore-Giganten geben, sind diese wohl spätestens seit „Kontakt“ unumstößlich ausgemerzt. Jeder der 11 Tracks ist eine eigene musikalische Welt, die den ausgefeilten Sound der Band sinnvoll erweitert, ohne dessen Wurzeln zu vergessen. Musik, deren poetische Schönheit sowohl zum Abgehen als auch zum Träumen einlädt – ein Spagat, wie er wohl keiner anderen Band gelingt.
Was Heisskalt auf ihrer zweiten Platte an Tiefe bieten, zeichnete sich nach ihrem ersten Longplayer vielleicht schon etwas ab, so zu erwarten war es dann aber doch nicht. Dafür sind die Songs des neuen Albums viel zu variabel, komplex und verworren. Eine Platte, die auch nach dem hundertsten Mal hören neue Entdeckungen bietet und so immer spannend bleibt. Ein unheimlich packendes Kunstwerk, das sich stilistisch kaum einordnen lässt und so ganz neue Dimensionen im musikalischen Kosmos eröffnet.
Wer im Jahr 2016 zu lautem Gitarrengeschrammel abfeiern will, der kommt an PUP nicht vorbei. Die Songs von „The Dream Is Over“ fesseln mit ungeheuerlichen Riffs, Tempo und musikalischer Originalität ohne dabei die Substanz zu verlieren. Ein Feuerwerk für Garage-Punk-Fans und der persönliche Mittelfinger von Sänger Stefan Babcock an jeden, der nicht an ihn geglaubt hat.
Jeremy Bolms Reqiuem an seine verstorbene Mutter ist die vielleicht tragischste Geschichte des Jahres. Sanfte Gitarren paaren sich mit der Wut und Verzweiflung des Sängers, dessen schonunglos offene und ehrliche Texte zu Tränen rühren. Nach dem finalen Epos „Skyscraper“ verspürt man aber schließlich nur noch eines – die Dankbarkeit, gesund im Leben stehen zu können.
Das erste Album von Jesse Barnetts Nebenprojekt “Trade Wind” ist ein verzweifelter Schrei an eine verflossene Liebe. Wie ein letzter Hilferuf erklingen die zurückhaltend gestalteten Song über die Länge von 8 Tracks, und enden mit einem hoffnungslosen Resümee. Eine Platte, die an die schwersten Zeiten im Leben erinnert und dieses Gefühl musikalisch sowie textlich beeindruckend transportiert. Final möchte ich, wie angekündigt, noch ein paar weiteren Künstlern danken, die es knapp nicht in diese Liste geschafft haben:
Swain, für ihren phänomenal unterhaltenden Mix aus Punk und Grunge. Okta Logue, die mit ihrem bezaubernden Psych-Pop für mich das Potential haben, die deutschen Pink Floyd zu werden. Den Drawing Circles für eine unheimlich intensive und emotionale Platte, die nicht einmal ein Schlagzeug benötigt. Den 8kids für das hoffnungsvollste Debut des Jahres.
Jakob Uhlig
Jakob kommt aus dem hohen Norden und studiert zur Zeit historische Musikwissenschaft. Bei Album der Woche ist er, neben seiner Tätigkeit als Schreiberling, auch für die Qualitätskontrolle zuständig. Musikalisch liebt er alles von Wiener Klassik bis Deathcore, seine musikalische Heimat wird aber immer die Rockmusik in all ihren Facetten bleiben.