Bury Tomorrow und „Black Flame“: Solide Genre-Solidarität
17.07.2018 | Jakob Uhlig
Das Metalcore-Rad müsste eigentlich dringen mal wieder neu erfunden werden, denn das Genre stagniert seit Jahren. Da kann auch der Trend zu bildgewaltiger Orchestration nicht weiterhelfen – Bullet For My Valentine haben etwa kürzlich eindrucksvoll erwiesen, wie man damit grandios scheitern kann. Der andauernde Stilllstand des Genres führt mittlerweile schon dazu, dass sich alteingesessen Institutionen von ihren Wurzeln abwenden und Parkway Drive plötzlich eine epische Metal-Mixtur gänzlich ohne Core fabrizieren. Und auch Bury Tomorrow werden an diesem schwierigen Zustand wohl eher wenig ändern. Zum Glück zeigt das Quintett aber, warum man Metalcore auch heute noch mögen darf.
Das liegt vornehmlich daran, dass die Engländer in vielen Disziplinen einfach konsequenter und stärker als ihre Kollegen agieren. Da seien zum einen die Refrains erwähnt, die zwar ganz trendkonform clean ausgeführt werden, dabei aber trotzdem weder dünn klingen noch an Kraft verlieren – und das ganz ohne aufgesetzte Elektronik-Verstärkung. Dadurch wirken die Hooks bei Bury Tomorrow auch niemals erzwungen, sondern fügen sich geschmeidig als Teil des Gesamtbilds ein. Außerdem hat die Band schonmal gehört, was ein Riff ist und beschränkt sich nicht nur auf austauschbare Repetitionen auf der leeren Saite. Bury Tomorrow gewinnen dadurch ein Soundbild, das seine Wurzeln nicht verneint, seine Fühler aber auch in andere Gefilde des Metal-Kosmos‘ ausstreckt.
„Black Flame“ darf sich lediglich seine mangelnde Abwechslung vorwerfen lassen, denn über die Dauer der Platte bedienen sich die Engländer regelmäßig an den selben Stilmitteln. Dass das aber nicht zu sehr stört, belegt die stilistische Sicherheit von Bury Tomorrow. Das fünfte Album der Band wird den Metalcore nicht retten, erweist sich aber als guter Genre-Beitrag. Und den darf man trotz allem Lechzen nach frischem Wind auch mal wieder gut finden.
Wertung
Bury Tomorrow sind der Nudelsalat unter den Metalcore-Bands: So richtig reißt man damit keinen mehr vom Hocker, trotzdem sind sie immer gern gesehene Gäste.
Jakob Uhlig
Jakob kommt aus dem hohen Norden und studiert zur Zeit historische Musikwissenschaft. Bei Album der Woche ist er, neben seiner Tätigkeit als Schreiberling, auch für die Qualitätskontrolle zuständig. Musikalisch liebt er alles von Wiener Klassik bis Deathcore, seine musikalische Heimat wird aber immer die Rockmusik in all ihren Facetten bleiben.