Hi! Spencer und „Nicht raus, aber weiter“: Indie-Punk, der nicht langweilig wird
11.02.2019 | Lara Teschers
Dem ein oder anderen ist vielleicht schon vor einer ganzen Weile „Richtung Norden“ von Hi! Spencer untergekommen. Der Song ist seit Monaten in der „Wilde Herzen“-Playlist von Spotify. Zu Beginn erinnert er ein bisschen an Kraftklubs Indierock: schnell, vorwärts, chorähnliche „Oh-oh-ohs“. Dann die raue, melancholische Stimme von Sven Bensmann und schließlich der eingängige Refrain mit Sehnsucht nach dem Meer.
Hi! Spencer fügen sich mit ihrem zweiten Album „Nicht raus, aber weiter“ perfekt in die deutsche Rocklandschaft ein, sind irgendwo zwischen Jupiter Jones und Kettcar und erinnern auch mal an ruhigere Feine-Sahne-Fischfilet-Stücke (vor allem der Gesang). Elf Songs finden sich auf der Platte der fünf Osnabrücker. Keiner ist wie der andere. Da ist der ruhige Titelsong, der ein bisschen verspielt um die Ecke kommt, oder der Mutmacher „Wo immer du bist“. Er erinnert an die Leichtigeit von Von Wegen Lisbeth, ist dann mit seinen Gitarren-Riffs aber doch rockiger, überzeugt letztendlich auch mit einer schönen ruhigen Passage, in der die Gesangsstimme im Vordergrund steht und die Instrumente in den Hintergrund drängt.
„Der Küchentisch“ ist dann wieder ziemlich poppig und weckt Assoziationen zu Kim Franks Echt, „Deponie“ dagegen klingt chaotisch, der Refrain hymnenartig. Die Band selbst nennt ihre Musik „Indie-Punk“. Das trifft es recht gut, zeigt es doch schon die Abwechslung, die sie auf „Nicht raus, aber weiter“ präsentiert. Mal ist es eben ein bisschen lauter, rotziger, dann wieder ruhiger und gefühlvoller. Die Texte drehen sich ums Scheitern und Unzulänglichkeiten, sind aber nicht deprimierend, sondern eher aufbauend, sodass die Songs durchaus auch mal euphorisch daherkommen. „Es geht um das Monster, das in uns steckt, um die Selbstsabotage, Gelähmtheit, dann aber auch wieder Mut zu fassen und wieder aufzustehen“, sagt Sänger Sven Bensmann.
Wertung
Hi! Spencer hört man sich einfach gerne an. Mich überzeugt vor allem diese Abwechslung, die verschiedenen Einflüsse. Die Songs klingen teilweise komplett verschieden, aber trotzdem erkennt man die Band dann doch wieder.
Lara Teschers
Aus dem Ruhrgebiet zog es Lara zum Studium des Musikjournalismus nach Karlsruhe. Ihre Lieblingsmusik hört sie am liebsten live auf Konzerten und Festivals oder zu Hause auf dem alten Plattenspieler. Dabei sind ihr Unterteilungen in Genres weniger wichtig, als dass die Musik einfach gefällt. Der Geschmack reicht von Sum 41 über Nirvana bis hin zu Ed Sheeran oder Kraftklub.