Kochkraft durch KMA und "Hardcore Never Dies Das": Violent-Dancing-Party
16.04.2025 | Dave Mante

Kochkraft durch KMA sind schon sonderbar. Es ist schwer, sie musikalisch einzuordnen, ihre Konzerte sind mit das Beste, was Deutschpunk zu bieten hat, und dann sind sie auch noch unfassbar sympathische Menschen. Nach ihrem absolut großartigen „Alle Kinder Sind Tot“ sind die Erwartungen an ihr neues Album „Hardcore Never Dies Das“ wahnsinnig hoch, können sie an diesen Erfolg herankommen?
Die Kochkraft macht Rave-, Synth-Punk und überzeugt durch sehr abwechslungsreiche Alben und vor allem sehr kreative, ironisch spitze Texte. Dabei beginnt ihr neues Album mit dem Song „lana_v@gmx.de“, eine schnelle und harte Ode an das Songschreiben und das Releasen ebendieser. Im nächsten Song dann mit „Bon Jovi“, eine sehr melodische Hymne, welche es in Abwandlungen mehrfach auf dem Album geben soll. In knapp drei Minuten ist das Ganze eine kurze Abhandlung des Rockstarlebens. Kochkraft durch KMA werden auf dem Album auch mehrfach sehr persönlich. Ein Song wie „Ehrlich“ bespricht gesellschaftliche Probleme wie das allgemeine Schweigen in Situationen, die eine Gemeinsamkeit brauchen, die Akzeptanz des eigenen Körpers und des generellen Seins und das Unzufriedensein in Beziehungen, über die Angst darüber zu reden. Generell ist dieser Song ein gutes Gesamtbild des Albums. Ein Stück „düsterer“, drückender, weniger pompös und laut, tiefgründiger. Aber auch die Hau drauf Songs sind erneut auffindbar. „Gutes Arbeitsklima, trotzdem kalt“ ist punchy, rhythmisch und lässt schon die Pogos erahnen, während die Working-Class-Hero Kultur kritisiert wird.
Wohl der Höhepunkt des Albums ist „Wer soll ich heute für dich sein“ inklusive Feature von The Toten Crackhuren Im Kofferraum. Schneller Ohrwurmsong, der demnächst bitte auf alternativen Partys durch die Kellerclubs geblastet wird, damit er von mir mit gebrüllt werden kann. Die Frage ist nur, wann gemeinsame Tour der beiden Bands? „Freefalltower“ und „HP2071“ bringen dann den Rave. Das klingt alles eher, als hätte sich jemand Songs der Band genommen und einen Acid-Remix gemacht, Berghain-Vibes inklusive. Wenn da nicht Strobo geballert wird, bis die Mate knallt, weiß ich auch nicht. „Maria Magdalena“ ist dann einfach ein Wave-Song, den ihr so auch vor 40 Jahren hättet im Plattenladen hören können. Und mit „Danke“ beendet die Band das Album mit einem Song, der so auch auf einem Roadtrip laufen könnte, der gerade dem Sonnenuntergang entgegengeht, natürlich im Cabrio und mit Vintage-Sonnenbrillen.
„Hardcore Never Dies Das“ klingt in vielen Punkten sehr anders. Weniger des ungewissen Was-Auch-Immer-Punks des Vorgängers und mehr eindeutiger, wenig zweideutiger Tiefgang. Dafür mehr drückender Synth-Sound mit niederschlagenden, gedankenanregenden Texten. Sehr viel Ehrlichkeit bleibt trotzdem und auch die Kreativität und Eigenheit ist auf diesem Album wieder weit vorn. Zwar fehlt ein absolutes Highlight wie es „Alle Kinder sind tot“ als Song war, aber ganz ehrlich, auf so hohem Niveau heulen ist absolut sinnlos.
Wertung
„Harcore Never Dies Das“ ist wieder ein eigenes Stück Musik, ohne viele mögliche Vergleiche, denn Kochkraft durch KMA sind weiterhin eine Band mit sehr anderem Sound. Drückend, kritisch und vor allem sehr nachdenklich zeigen sie sich auf diesem Album, dazu außerordentlich persönlich und dabei erneut treibend, dynamisch und mit sehr viel Pogo-Potenzial. Schön, dass es solche Bands gibt.

Dave Mante
Aufgewachsen zwischen Rosenstolz und den Beatles hört sich Dave mittlerweile durch die halbe Musikwelt, egal ob brettharter Hardcore, rotziger Deutschpunk, emotionaler Indie oder ungewöhnlicher Hip Hop, irgendwas findet sich immer in seinen Playlisten. Nebenbei studiert er Kunstgeschichte, schlägt sich die Nächte als Barkeeper um die Ohren oder verflucht Lightroom, wenn er das gerade fotografierte Konzert aufarbeitet.