Nico Laska und "Fine": Achterbahn
10.02.2018 | Moritz Zelkowicz
Viel zu oft wird Gesangstalent an billige, langweilige, profillose Popmusik verscherbelt. Nicht so im Fall Nico Laskas. Angefangen nur mit Gitarre und seiner Stimme hat er mit Hilfe von starker Instrumentaler Unterstützung von unter anderem Michael Dreilich von den Blackout Problems an den Drums ein großes, sechsteilliges Werk geschaffen. Die Richtungen und Strömungen, die er dabei unterbringt, sind schlichtweg unglaublich. Angefangen mit „Know My Name“ - ein Stück voll Leichtigkeit und beinahe jugendlicher Unbekümmertheit. Laskas erfrischende Stimme mit dem charmanten Slang im Englisch beschwingen einfach und machen ganz automatisch gute Laune.
Das kann man von „Sticks and Stones“ nicht behaupten. Die zweite Singleauskopplung braucht eine gute halbe Minute, bis sie einen vollends packt. Es stimmt einfach alles, Melodie begleitet mehr Gesang und Beat, als dass sie trägt. Ein Song, der hervorragend zum Tanzen geeignet ist. Ein Beweis für Laskas wahnwitzig gutes Gespür für Musik. Einen Song bewusst weniger auf instrumentaler Melodie, sondern auf Gesang und Rhythmus aufzubauen, ist in dem Genre eine schwere Gratwanderung, die er allerdings ohne Probleme meistert.
„Thunder“ schaltet zwei bis drei Gänge zurück und konzentriert sich auf das Wesentliche. Gitarre, Gesang, ein wenig Bass und noch weniger Schlagzeug. Minimalistisch wird Nico Laskas größte Stärke ausgespielt: seine charaktervolle Stimme mit seinem herausragenden Gesang. „We Shouldn't“ trägt diese tragende Ruhe nicht weiter und geht wohl eher Richtung James Blunt. Mit dem Unterschied, dass Laska auch hier seine Stärken besser ausspielt, sich gesanglich etwas zurückzuhält und eine leichte Spannung aufbaut, die er zur Bridge bricht und gesanglich nochmal zwei Schippen draufpackt.
In „Sleepless“ wird es dann doch mal etwas lauter. Zusammen mit Featuregast Tim Vantol lässt sich Nico Laska von E-Gitarren, deutlich intensiverem Bass und lauterem Schlagzeug begleiten. Auch die Gegensätzlichkeit von Laskas eher glatten aber auch leicht rauchigen Gesang und dem rauen Gesang von Tim Vantol ergänzen sich absolut sensationell und so hat dieser Song absoluten Hitcharakter.
Zum Schluss dann das Fanal „Light it Up“, die erste Singleauskopplung, die schon 2017 veröffentlicht wurde. Nochmal eine ganz andere Richtung, allerdings dadurch nicht weniger fantastisch. Sehr atmosphärisch wird wieder Laskas Stimme in den Vordergund gestellt, nach und nach setzt das Schlagzeug ein und steigert sich bis zum Grande Finale, bei dem der Frankfurter nochmal kurz mächtig aufsingt und dann plötzlich vollkommen verstummt. So lässt die EP einen vollkommen geflasht zurück.
Die Reise, die Nico Laska hier mit dem Hörer unternimmt, gleicht einer Achterbahn. Auf schnell folgt noch schneller, darauf folgt entspannt, und so weiter. In der deutschen Rock/Pop Szene gleicht Nico einem Stern, der qualitativ schon einen Zenit erreicht hat, der schwer zu toppen sein wird - auch für ihn selbst.
Wertung
„Fine“ ist nicht nur ein Highlight im bisherigen Jahr, sondern wird auch für das restliche Jahr für mich schwer für zu toppen sein. So viele Seiten sind an diesem Jungen zum Vorschein gekommen, so viele Soundtracks für die verschiedensten Stimmungen. Ich komme aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Das ist ganz, ganz großes Kino.
Moritz Zelkowicz
Moritz deckt als Franke den Süden Deutschlands ab. Er versucht beständig Teil der Lügenpresse zu sein, ist aber ansonsten im Marketing tätig. Musikalisch ist er überall dabei, ob Punk, Core oder Rap, erlaubt ist, was gefällt.