Steel Panther und "Lower The Bar" - ist der Name Programm?
16.04.2017 | Jakob Uhlig
2009 veröffentlichten Steel Panther ein feuchtfröhliches Debüt, dass das Leben großer Rockstars gekonnt aufs Korn nahm. Die Songs auf "Feel The Steel" waren so dermaßen überzogen, ausgeflippt und sexistisch, dass man kaum anders konnte, als die Band zu hassen - und genau das machte sie so unglaublich liebenswert.
Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2017, und die Glam-Metaller veröffentlichen ihr nunmehr viertes Album. "Lower The Bar" setzt weiter auf das bewährte Erfolgsrezept, und sorgt damit langsam aber sicher für Müdigkeit. Hatte man in der Vergangenheit noch versucht, den Witz der Band durch immer ausuferndere Exzesse zu bewahren (Gangbangs im Altenheim, 17 Mädchen hintereinander...), macht sich auf der neuen Platte langsam die Ideenlosigkeit breit. Hatten Songs wie "Community Property" früher tatsächlich noch so etwas wie einen markanten Gag, fehlt den neuesten Zoten völlig die Pointe. Ein Track wie "That's When You Came In" wirkt als der gefühlt 786. Song über Blowjobs mittlerweile einfach nicht mehr humorvoll.
Tatsächlich fährt das gesamte Album diese Schiene. Waren alte Texte der Band oft so dermaßen überzeichnet, dass sie klar als Hommage zu verstehen waren, fragt man sich mittlerweile, ob Steel Panther das alles vielleicht tatsächlich ernst meinen. Das zerstört ihre Musik leider enorm - der exzentrische Glam Metal der Kalifornier ist handwerklich nämlich tatsächlich überdurchschnittlich gut gemacht. Vielleicht sollte sich das Quartett in Zukunft mehr auf ihre musikalische Seite konzentrieren. Doch damit würde das ganze Bild der Band in sich zusammenfallen.
Wertung
Eine Platte wie ein sehr alter Kaugummi: Man erinnert sich noch an den schönen Geschmack. Mittlerweile bleibt einem aber nur noch ein äußerst zäher, farbloser Klumpen.
Wertung
Steel Panther sind sich wieder einmal treu geblieben – das kann man gut oder langweilig finden. Die neue Platte kratzt daher zwar an der Standardkost, bleibt qualitativ aber einfach guter Glam-Metal mit Ohrwurm-Potenzial.
Jakob Uhlig
Jakob kommt aus dem hohen Norden und studiert zur Zeit historische Musikwissenschaft. Bei Album der Woche ist er, neben seiner Tätigkeit als Schreiberling, auch für die Qualitätskontrolle zuständig. Musikalisch liebt er alles von Wiener Klassik bis Deathcore, seine musikalische Heimat wird aber immer die Rockmusik in all ihren Facetten bleiben.