5 Jahre Uncle M: Sampler-Release und Interview mit Labelchef Mirko Gläser
27.04.2017 | Lucio Waßill
Viele Uncle M Bands aus Deutschland sind auch privat Freunde geworden, die ich nicht nur der Band wegen treffe, sondern mit denen ich auch zu Fußballspielen fahre oder einfach mal saufen gehe.
Seit nun fünf Jahren erarbeiten sich Mirko Gläser und sein Team einen Ruf in der deutschen Punk- und Hardcoreszene. Mit der Agentur "Uncle M" vertreten sie nicht nur Künstler in PR-Fragen, sondern zeichnen sich auch für eine ganze Reihe an Releases verantwortlich. Anlässlich des Labeljubiläums und der neuen Compilation haben wir Chef Mirko Gläser ein paar Fragen gestellt.
Seit wann gibt es Uncle M denn jetzt? Auf der Website steht Winter 2011, auf FB in der Info Herbst 2011 und 01.01.2012 als Datum in der Seiteninfo.
So genau weiß ich das gar nicht und ich wüsste auch nicht, was ich als genauen Startpunkt festlegen sollte. Der Tag, an dem ich die Idee dazu hatte? Der erste Release-Tag? Der Tag der Gewerbeanmeldung? Unterm Strich ist das genaue Datum ja auch egal.
Ich halte es privat ähnlich: Freunden möchte ich nicht an ihrem Geburtstag gratulieren sondern ihnen jeden Tag zeigen, wie viel sie mir bedeuten. Irgendwie haben sich die Show-Termine des jährlichen Uncle M Fest (jedes Jahr Ende April in Münster) als Geburtstag festgetrampelt.
Fünf Jahre eigenes Label: Viel harte Arbeit und schlaflose Nächte würde ich mal vermuten? Kannst du dich noch an den Tag erinnern, an dem du beschlossen hast, Uncle M zu gründen? Was war der ausschlaggebende Moment wo du gesagt hast: So, jetzt mach ich ein eigenes Label?
Um ehrlich zu sein lief alles von Anfang an ziemlich ruhig und ohne große Komplikationen. Ich hatte Anfang der 2000er Jahre damit begonnen, als Labelmanager für einige ausländische Plattenfirmen zu arbeiten (Side One Dummy Records beispielsweise). Über die Jahre sind mir dann immer mehr Punkte aufgefallen, die ich persönlich anders machen würde, wenn ich denn könnte. Diese oder jene andere Band signen... die eine oder andere Entscheidung anders treffen. Mich haben vor allem jene Bands gelangweilt, die abseits der Bühne nichts zu sagen haben und die sich nicht der wichtigen Rolle bewusst sind, die sie als Band im Leben vieler Fans spielen.
Irgendwann war ich dann an dem Punkt, dass ich dachte: "Dann mach ich das jetzt einfach!".
Ich hatte es vor allem vermisst, für hiesige Künstler zu arbeiten. Viele Uncle M Bands aus Deutschland sind auch privat Freunde geworden, die ich nicht nur der Band wegen treffe, sondern mit denen ich auch zu Fußballspielen fahre oder einfach mal saufen gehe.
Als das Label anrollte, musste ich kaum etwas verändern. Viele der ersten Uncle M Bands kannte ich schon über die Jahre zuvor, und so war es anfangs nur eine routinierte Weiterarbeit mit leicht veränderten Rollen. Über die Jahre nun sind bestimmt 200 betreute Projekte zusammengekommen, bei denen wir für jede Band im Grunde in einer anderen Rolle tätig sind. Diese jeweils individuelle Partnerschaft ist ein sehr wichtiger Faktor für mich, weil es jedem Menschen und seiner Situation gerecht wird und es ein ganz besonderes Gefühl für beide Seiten erzeugt.
Lange Rede: Die Anzahl zufriedener Einschlafmomente ist deutlich größer als die der schlaflosen Nächte.
Größten Respekt habe ich zum Beispiel vor den Tätigkeiten der Hardcore Help Foundation. Mit welchen extremen Aufopferungen sich hier eine Gruppe Menschen aus der Mitte unserer Community heraus den Arsch aufreißt für das Lachen eines Kindes, das geht mir unter die Haut.
Die Liste der Bands, die ihr sowohl als Label und PR-Agentur betreut, ist lang und prominent: ANTI-FLAG, Boysetsfire, Red City Radio, Frank Turner und viele andere sind bereits gestandene Größen im Business: Ist man manchmal mehr Fanboy als Dienstleister, wenn man mit diesen Künstlern arbeitet?
Fanboy-Momente hatte ich eine ganze Menge. Als ich vor 12 Jahren zum ersten Mal mit Chuck Ragan arbeitete, hatte ich zum Beispiel noch einen Hot Water Music Klingelton auf dem Handy, das habe ich dann in seiner Anwesenheit aber schnell ausgetauscht.
Seit einer Weile stellt sich dieses Gefühl bei mir nicht mehr bei der Bekanntheit eines Menschen ein, sondern beim Blick auf seine persönlichen Aktivitäten. Größten Respekt habe ich zum Beispiel vor den Tätigkeiten der Hardcore Help Foundation. Mit welchen extremen Aufopferungen sich hier eine Gruppe Menschen aus der Mitte unserer Community heraus den Arsch aufreißt für das Lachen eines Kindes, das geht mir unter die Haut. Aber auch Fanzine-Schreiber, die nach einem 10-Stunden Arbeitstag noch die Kraft aufbringen, ihren Lieblingsbands nach Feierabend eine Plattform zu geben, das imponiert mir zutiefst.
Neben bekannten Bands habt ihr auch oft einen guten Riecher für vielversprechende Nachwuchsbands aus der ganzen Welt: Worauf achtet ihr besonders, wenn ihr euch neue Bands anschaut?
Das ist ganz unterschiedlich.
Mal ist es eine erstklassige Live-Show, mal eine interessante politische Haltung, mal das gute Händchen von Bands für Social Media. Und manchmal auch schlichtweg: die Musik. Im besten Fall das alles zusammen.
Die Anforderungen an Bands im Jahre 2017 liegen um ein Vielfaches über dem, was man vor 20 Jahren brauchte, daher ist für uns die Suche nach solchen Hybriden immer wieder eine spannende Herausforderung.
Wie schauen die nächsten fünf Jahre für Uncle-M aus? Gibt es schon einen Master-Plan?
Es mag langweilig klingen, aber es soll bitte alles so weitergehen wie gerade.
Ich habe einen sehr breiten Musikgechmack und möchte Uncle M dahingehend auch nicht limitieren. Es wird also bestimmt in Zukunft noch mehr Ausreißer aus dem typischen Labelsound geben als bisher.
Aktuell haben wir das Jahr 2017 fast fertig durchgeplant. Uncle M wird etwas weniger Musik selbst releasen, dafür haben wir eine Vielzahl an extrem spannenden Releases für befreundete Labels auf der Agenda, für die wir beratend oder als Pressebetreuer an Bord sind. Itchy, Stick To Your Guns beispielsweise, aber auch eine Handvoll echt großartiger Newcomer und Geheimtipps.
Ansonsten stammt mein Wusch nach Konstanz aus einer aktuellen Zufriedenheit. Wir haben ein tolles Umfeld, das es uns ermöglicht, uns jeden Tag aufs neue herauszufordern, uns weiterzuentwickeln und jung zu bleiben. Musik wird gerade wieder politisch, das freut mich enorm und ich hoffe, dass wir diese Entwicklung in den kommenden Jahren noch weiter voran treiben können. Und wenn mir dann ab und zu ein Song unterkommt, bei dem ich mir denke "geil, das tätowier ich mir!", dann ist alles gut!
Uncle M Sampler 2017 Tracklist
24 Tracks befinden sich auf dem neuen Sampler:
01 - Templeton Pek - Blacklight (Demo Version) *
02 - Smile And Burn - Good Enough
03 - FLASH FORWARD - Grand Theft Autumn / Where Is Your Boy *
04 - ESKALATION - Bau dir deine Wahrheit
05 - Antillectual - Wrist Rocket #
06 - Minipax - Bonzo goes to Bitburn *
07 - Blackout Problems - Hold On (Live) #
08 - Myelin - 15 *
09 - The Smith Street Band - Wipe That Shit-Eating Grin off Your Punchable Face#
10 - Primetime Failure - Home
11 - Miss Vincent - The Lovers
12 - RADIO HAVANNA - Fresst oder Sterbt
13 - The Bennies - Bankrobber #
14 - tequilaandthesunrisegang - Oi to the World #
15 - Restorations- Most Likely a Spy (Live) *
16 - Hi! Spencer - Schalt mich ab (Live) *
17 - COPPERSKY - For keeps #
18 - anorak - Peguins *
19 - Abramowicz - Comeback *
20 - Muncie Girls - Five Miles (Demo) #
21 - STUMFOL - Better *
22 - Matze Rossi - Oh My My My *
23 - Hello Piedpiper - Drowning not waving
24 - Rocky Votolato - Red River (Live) *
* exclusive / previously unreleased
# rare / hard to find
Uncle M Bands Promotion
- A Wilhelm Scream (No Idea Records)
- Andrew Jackson Jihad (Sideonedummy Records)
- Anti-Flag (Sideonedummy Records)
- Arliss Nancy (Gunner Records)
- Bane (End Hits Records)
- Berri Txarrak (Panda Artist)
- Bouncing Souls (Rise Records)
- Boysetsfire (End Hits Records)
- Chuck Ragan (Sideonedummy Records)
- Dave Hause (Rise Records)
- Fights & Fires (Blackstar Foundation)
- Flogging Molly (Borstal Beat Records)
- Funeral For A Friend (End Hits Records)
- Hot Water Music (Rise Records / No Idea Records)
- I Am Heresy (End Hits Records)
- Jeff Rosenstock (Sideonedummy Records)
- Lagwagon (Fat Wreck Chords)
- Mr. Irish Bastard (Reedo Records)
- Nathan Grey (End Hits Records)
- Only Crime (Rise Records)
- PUP (Sideonedummy Records)
- Red City Radio (Gunner Records)
- Red Tape Parade (End Hits Records)
- Restorations (Sideonedummy Records)
- Seahaven (Run For Cover Records)
- Superheaven (Sideonedummy Records)
- Teenage Bottlerocket (Rise Records)
- The Flatliners (New Damage Records / Fat Wreck)
- The Prosecution (Long Beach Records)
- The Sidekicks (Sideonedummy Records)
- The Sky We Scrape (Gunner Records)
- Timeshares (Sideonedummy Records)
- Touché Amoré (Deathwish Inc)
- Unwed (6131 Records)
Quelle: Uncle M Website
Lucio Waßill
Im Januar 2016 hat Lucio das Projekt "Album der Woche" als Schnapsidee ins Leben gerufen. Dummerweise fand das Projekt sofort positiven Zuspruch und jetzt leitet er, der eigentlich ein Webentwickler ist, das Fanzine in seiner Freizeit.