Youth Killed It: Der Schritt zurück in die Unabhängigkeit
27.03.2020 | Mark Schneider
Viele Bands kämpfen jahrelang um einen Deal mit einem Label und sehen diesen dann als ersten und wichtigsten Schritt auf dem Weg ins Musikbusiness an. Youth Killed It gelang dieser Schritt im Jahr 2016. Die Indie-Rocker aus Norwich unterschrieben einen Vertrag bei Rude Records und veröffentlichten 2017 ihr Debütalbum „Modern Bollotics“. Nur ein Jahr später schob die Gruppe um Sänger Jack Murphy das Album „What’s So Great, Britain?“ hinterher, über das wir ausgiebig berichteten und welches die gesellschaftliche Situation in Großbritannien hart ins Kreuzfeuer nahm. Was dann folgt, ist der Bruch mit Rude Records, um die eigene Musik und die eigene Freiheit wieder in den eigenen Händen halten zu können. Jack Murphy sagt dazu rückblickend: „Wir haben unser Label Rude Records geliebt. Sie sind ein sehr unterstützendes Label. Wir waren jedoch der Meinung, dass ein Label nicht in unserem besten Interesse war. Für die Langlebigkeit der Band brauchen wir die Freiheit, unsere Musik schnell zu veröffentlichen und keine Alben, die uns in eine Schwebephase versetzen“. Labels geben nun mal den Takt vor. Sie geben Zeiträume vor, in denen Musik fertig sein muss und legen Veröffentlichungen und ihre Zeitpunkte fest.
Den Schritt gewagt und sich vom Label getrennt zu haben, bringt für Jack vor allem Erleichterung und weniger Druck mit sich. „Es ist ein unglaubliches Gefühl! Es war anfangs beängstigend, aber jetzt haben wir die Freiheit Musik zu machen, sobald und wann wir es können und das ist großartig! Ein riesiges Gewicht ist von unseren Schultern genommen worden und unsere Musik kann sich nun schneller entwickeln und verändern“. Die Kontrolle über die eigene Musik zurückzuerlangen bedeutet aber auch, die eigentlich dem Label zugewiesenen Aufgaben selbst zu erledigen. „Wir machen jetzt 99% von allem selbst. Von Plakatentwürfen über unsere Musikvideos bis hin zum Aufnehmen und Produzieren unserer eigenen Musik. Wir erstellen unsere eigene PR und beantworten alle E-Mails selbst“. Vor wenigen Wochen veröffentlichten Youth Killed It auf diese Weise das Musikvideo zu „Dad Dance Moves“ auf Youtube.
Wie schwierig ist es, auf diesem Wege Fuß in der Branche zu fassen? Kontakte wie die, über die Labels verfügen, muss man sich erst erarbeiten und sind nicht von Gott gegeben. Jack geht darin total auf und ist von der Entscheidung nach wie vor überzeugt: „Ich persönlich liebe die Arbeit auf diese Weise! Ich war lange nicht mehr in einer unabhängigen Band, aber jetzt fühle ich die Power wieder in unseren eigenen Händen. Wir spüren jeden Fortschritt, den wir machen. Natürlich ist das nicht einfach und harte Arbeit, aber für deine Freunde und Fans etwas selbst zu erschaffen ist sehr lohnend“. Der Schritt zurück in die Unabhängigkeit lässt die Band befreit arbeiten und ist für Jack nicht nur die richtige Entscheidung gewesen, sondern in seinen Augen auch eine wichtige Komponente der zukünftigen Entwicklung in der Musiklandschaft: „Ich denke, die Zukunft der Musik ist independent , und dass Labels immer weniger relevant sein werden. Es gibt fantastische Labels, aber es ist wie bei jeder Investition: Für den Vorschuss, den man erhält, ist es besser, sich das Geld bei der Bank zu leihen und dafür das eigene Material selbst zu besitzen. Das funktioniert viel besser und man kann sich von der finanziellen Belastung viel schneller erholen.“
Für alle Musiker und Bands da draußen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden und ihren eigenen Weg finden müssen, hat Jack einen Ratschlag: „Die Musik verändert und entwickelt sich viel schneller als andere Industrien. Wenn du bereit bist hart zu arbeiten, profitierst du von einer viel längeren Lebensdauer deines Projekts oder deiner Band. Übernimm die Kontrolle über deine Arbeit zurück und bring dich selbst und deine Fans näher zusammen als jemals zuvor.“ Ein aufforderndes Zitat und den Abschluss unseres Interviews lassen wir im Englischen fett markiert so stehen: „Most importantly, keep fighting the good fight and MAKE TUNES!“
Mark Schneider
Mark kommt aus der wunderschönen, ländlichen Provinz zwischen Siegen und Marburg an der Lahn. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.