Joes Nagelstudio: "Quake" - schöne Höllenklänge
13.04.2022 | Johannes Kley
Reznor war bekannter Videospiel-Fan. Vielleicht ist er es immer noch, aber mit fünf Kindern und der Menge an Scores, die er veröffentlicht, könnte es in den Hintergrund gerückt sein. Egal, denn heute geht es, welch Überraschung, um den ikonischen Soundtrack, den Reznor für den legendären First Person Shooter "Quake" gemacht hat. Er arbeitete zwar auch an "Doom 3", allerdings wurde seine Arbeit am Ende doch nicht verwendet, sondern die von Chris Vrenna, welcher jahrelang der Drummer von Nine Inch Nails war. Witzig.
Auch das Theme von "Call Of Duty: Black Ops II" stammt aus seiner Feder und sorgte damals dafür, dass ich das Spiel gekauft habe. War auch gar nicht schlecht. Aber das dürften echte Quake-Fans nicht hören, also lieber zurück zum Thema, bevor mir Ego Shooter-Elitists erklären, warum "Halo" oder "Call Of Duty" Scheiße sind, weil sie eben nicht "Doom", "Quake III Arena" oder so sind.
"Quake" gilt bis heute als einer der wichtigsten First Person Shooter, welcher das Genre revolutionierte. Da Reznor bereits großer Fan von "Doom" und "Wolfenstein 3D" war, dürfte er sich sicherlich gefreut haben. Das Entwicklerteam war anscheinend ein Fan seiner Musik und so waren die Munitionskisten für die Nail Gun (haha, versteht ihr?) mit einem Nine Inch Nails-Logo ausgestattet. Ich habe mehrfach versucht "Quake" zu spielen, zuletzt auf der Nintendo Switch (und nein, ich habe diese Konsole nicht nur, weil NIN im Firmennamen steckt), scheitere aber immer an meinen mangelnden Fähigkeiten. Einer meiner besten Freunde ist dafür umso begeisterter Fan der Reihe und hat mich viele Abende mit Video-Compilations oder seinen eigenen Fähigkeiten im Spiel begeistert. Beim gemeinsamen Spielen merkte ich wieder, dass ich es nie in ein solches Video schaffen würde, aber Spaß hat es dennoch gemacht. Danke dafür an dieser Stelle.
Dennoch besitze ich das Spiel auf CD-ROM, aber auch nur, weil da eben der Soundtrack drauf ist. Diesen kann, im Gegenteil zum sehr skillbasierten Gameplay, problemlos genießen. Die düsteren Klanglandschaften, die Reznor damals schuf, sind bis heute so dicht an Atmosphäre, dass die polygonarmen Level nach wie vor bedrohlich wirken. Die unheilvollen, mechanischen und doch lebendig klingenden Songs sorgen für ein gewisses Unwohlsein und sind dennoch ein Genuß. Die Tracks sind vielschichtig und benötigen mehrfaches Hören um sich voll zu entfalten. Überall knirscht, flüstert, kreischt, knackt und bröckelt es zwischen den Tönen. Ein wenig klingt es auch wie eine vertonte Psychose, aber es passt eben zum Spiel, daher würde ich an dieser Stelle nicht so viel hineininterpretieren.
Die Songs wirken im Spiel natürlich anders und sind vielleicht auch weniger darauf ausgelegt, dass sie zu Hause gehört werden, aber dennoch funktionieren sie. Es ist kein "Ghosts I-IV", wobei auch das Album an einigen Stellen etwas herausfordernd war, aber die meiste Zeit ist der Soundtrack von "Quake" gut als Musik nutzbar, wenn nicht gerade die Schwiegereltern zu Besuch sind.
Wer aber düstere Instrumentalstücke mag, die ein wenig an Coil oder ruhige Stücke von Aphex Twin erinnern, kann sich darin fallen lassen. Das es zwischendurch immer mal wieder etwas brachialer wird, ist es ja nicht unbedingt Musik, die beim Schreiben der Masterarbeit laufen kann, aber das hat sie auch nicht verdient. Jeder der zehn Songs ist völlig eigenständig und bietet eine eigene Stimmung und lässt, wenn das Spiel mal auf euren Monitoren lief, auch direkt ein Bild vor Augen, oder lädt zu eigenen Tagalbträumen ein.
Ich mag Videospiel-Musik und habe Songs aus der "Zelda"-Reihe, "The Elders Scrolls V: Skyrim" und "Xenoblade Chronicles 2" auf meinem MP3-Player. Oftmals verknüpfe ich das gute Gefühl, welches ich in einem Level oder Spiel hatte eben mit dem Lied und es brennt sich bei mir ein. Beim "Quake"-Soundtrack konnte das so nicht passieren, da ich viel zu beschäftigt damit war, nicht zu sterben, dass ich die Musik weniger wahrnehmen konnte. Aber da ich bereits wusste, von wem die Musik war, habe ich sie mir eben so angehört. Und ich mag sie. Ich höre sie nicht sehr oft, aber wenn ich in der richtigen Stimmung bin und einfach Musik brauche, die mir Vielschichtigkeit, Dunkelheit und Liebe zum Detail bietet, ist dieses Album definitiv eines in der engeren Auswahl.
Wird "Quake" je mein Lieblingsspiel? Nein. Muss es auch nicht. Ich mag die Ästhetik des Spiels und eben vor allem die Musik. Das reicht mir. Und letztlich ist dies hier ja immer noch eine Kolumne über Nine Inch Nails.
Tut euch selbst den gefallen und hört mal rein und entdeckt einen atmosphärischen und düsteren Soundtrack und vielleicht sogar ein gutes Spiel für euch.
Johannes Kley
Kolumnist und Konzertmuffel Joe ist Gesundheits- und Krankenpfleger in Bochum, liebt seinen Hund, liest leidenschaftlich gern, gibt ungern Bewertungen für Alben ab, ist Musikliebhaber, irgendwo zwischen (emotional) Hardcore, Vaporwave, Goth-Pop und Nine Inch Nails und versorgt euch unregelmäßig mit geistigen Ergüssen aus seiner Gedanken- und Gefühlswelt.