King Gizzard & The Lizard Wizard mit “Fishing for Fishies”: Psychedelischer Trip im gelben Uboot
29.04.2019 | Jonas Mönter
Spannend an der neuen King-Gizzard-Platte ist die Verspieltheit und die Experimentierfreude, mit der die Band hier zur Tat schreitet. Beim Hören fühlt man sich mehr als einmal an die Beatles zur „Sgt. Pepper“-Zeit erinnert. Die verfremdeten Vocals und die sehr experimentierfreudige Instrumentalfraktion wirken, als hätte man sie direkt aus dem Jahr 1968 in die Gegenwart gebeamt. Die Songs auf „Fishing for Fishies“ haben aber trotz ihrer experimentellen Natur immer noch einen starken Pop-Appeal. Durch eingängige Melodien und straighte Arrangements kommen die vielen verschiedenen Kniffe und Spielereien bei Sound und Instrumenten sehr schön zur Geltung. Und trotz der Vielzahl an Ideen, Sounds und Persönlichkeiten der immerhin sieben Bandmitglieder wirken alle Songs auf „Fishing for Fishies“ verdammt rund. Man fühlt sich beim Hören wohl und hat einfach mal Spaß. Man tanzt den „Plastic Boogie“, geht beim „Bird Song“ spazieren oder schaut sich mit „Fishing for Fishies“ im Ohr den blauen Sommerhimmel an.
Geplant war „Fishing for Fishies“ eigentlich als reines Blues-Albums, laut Aussage der Band hätten sich die Songs aber dagegen gewehrt. „The Cruel Milennial“ ist wohl das eindeutigste Überbleibsel der Blues-Ambitionen der Band und beweist: das können die tatsächlich auch! Aus der gleichen Session könnte auch „Real’s Not Real“ stammen, der härteste Song auf der Platte. Überhaupt haben King Gizzard es perfektioniert, die Songs in genau das richtige Soundgewand zu kleiden. „Cyboogie“ klingt eben wie man sich einen Roboter-Boogie vorstellt: Vocoder, wabernde Synth-Wände und Drums wie aus dem Computer.
Auf jedes Detail der Songs einzugehen würde hier dem Rahmen sprengen, es muss aber noch einmal betont werden, dass hier einfach alles da ist, wo es hingehört. Die Australier haben ein sehr gutes Händchen für Songwriting sowie für die Auswahl von Instrumentierung und Effekten, sodass alles perfekt zu den entsprechenden Songs passt. Trotz der Vielzahl an Sounds wirken die Stücke auf „Fishing for Fishies“ aber nie überladen. Alles ist einfach richtig.
Wertung
„Fishing for Fishies“ ist ein sehr stimmiges Psychedelic-Rock-Album geworden. Die angenehm straighten Songs und der coole Sound der Band passen perfekt zusammen und könnten auch aus einer 1968-Zeitkapsel stammen.
Wertung
King Gizzard & The Lizard Wizard bleiben absolut unberechenbar und klingen doch stets nach sich selbst. Mit „Fishing For Fishies“ präsentieren die Australier ihre Interpretation eines Country-Feel-Good-Albums, das die abgefahrene psychedelische Seite der Band bewahrt und musikalisch äußerst anspruchsvoll vorgeht. Der Kult um das Septett bricht bei mir trotz marginaler musikalischer Längen auch mit dieser Platte nicht ab.
Jonas Mönter
Jonas lebt in Münster und studiert Englisch und Musikpädagogik. Musikalisch mag er alles mit elektrischen Gitarren, hauptsächlich läuft oldschooliger Metal und Hard Rock. Geld hat er nie, weil er das meiste seines Ersparten für Schallplatten und Bandshirts ausgibt.