Jahresrückblick 2022: Jannie
25.12.2022 | Jannika Hoberg
Konzert des Jahres
Man könnte meinen, die Livesaison hat wieder richtig angefangen und trotzdem war ich „nur“ auf sechs einzelnen Konzerten - das sind einfach weniger als 2021. Leider hat mich mein Immunsystem immer genau pünktlich zu akkreditierten Konzerten im Stich gelassen, weshalb ich Kraftklub, Being As An Ocean und Polaris dann letztendlich doch nicht sehen konnte. Das tut immer noch weh. Und trotzdem möchte ich gerne auf Konzerte zurückblicken. Das Highlight meines Jahres waren mit großem Abstand Sondaschule im Festsaal Kreuzberg - ein wunderschönes Konzert, mit bester Begleitung und noch dazu das erste Mal, dass es mich auf einem Konzert emotional erwischt hat und ich die Tränen tatsächlich nicht zurückhalten konnte. Wahnsinnsband und absolute Empfehlung, die Jungs mal live zu erleben. Aber auch die Wiedervereinigung 2.0 in der Zitadelle Spandau mit der bombastischen Besetzung aus Kraftklub, K.I.Z und Casper möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen.
Und was für ein unfassbarer Endorphin-Schub das im Graben stehen und die Lieblingskünstler:innen fotografieren zu dürfen ist, hätte ich mir nicht ansatzweise ausmalen können, und das darf ich einfach seit diesem Jahr. Komm da immer noch nicht so ganz drauf klar.
Festivalmoment des Jahres
Gleich zwei Festivals durften es dieses Jahr sein - Rock im Park alleine und Taubertal dann zusammen mit Moritz. Auf beiden waren Bands, die ich unbedingt sehen wollte und auf dem Taubertal waren wir sogar akkreditiert, was heißt, dass ich wahnsinnig viele Lieblingskünstler:innen zum ersten Mal aus dem Graben fotografieren durfte. Das Taubertal war generell auch einfach wie immer ein wahnsinnig schönes Festival - das konnte Rock im Park nicht von sich behaupten. Die Orga war dermaßen schlecht, dass ich am Freitag die ersten drei (!) Acts in der Schlange vor dem Gelände verbracht habe. Aber trotzdem war auf Rock im Park ein Highlight-Moment: Impvlse, die Nürnberger Local-Band, die ich 2019 schon (privat) kennenlernen durfte, durften endlich ihren 2019 erspielten Gewinn einlösen und auf der Orbit-Stage die Eisarena füllen. Und sie haben die Menge einfach nur gerockt, ich war so stolz auf die fünf. Da gibt es übrigens auch ein wirklich süßes Behind the Scenes Video auf deren Youtube-Kanal, schaut da gerne mal rein und lasst den Jungs Liebe da!
Außerdem ist jedes Konzert und jedes Festival mit Moritz wunderschön - und dann am Taubertal zusammen mit Presseweste und Kameras im Graben zu stehen, war schon ein bisschen goals :D
Enttäuschung des Jahres
Auch in die Reihe dieser Liveerlebnisse gehört leider meine Enttäuschung des Jahres - und das ist eigentlich ein bisschen unfair, weil es war schon irgendwie trotzdem ein schönes Konzert. Im Oktober 2021 habe ich mir ein Ticket für meine absolute Lieblingsband Green Day für Wien gekauft. Berlin war ausverkauft und ich dachte ach, pf, Sonntag, wird schon irgendwie gehen, mein Auslandssemester steht an, also entweder nehm ich mir Urlaub oder ich mach mein Praktikum einfach in Wien. Gesagt, getan, mein Praktikum in Wien stand knapp einen Monat später fest und ich hatte eine tolle Zeit - außer auf besagtem Konzert. Ich war ein bisschen angeschlagen, aber mit Hustensaft und negativem Coronatest bewaffnet ging das schon, den Fakt, dass meine Stimme quasi nicht vorhanden war, habe ich gründlich ignoriert und trotzdem mitgebrüllt. Leider hatte ich an den Preiskategorien gespart (wann hat das eigentlich angefangen, dass wir bereit sind, mindestens das doppelte des Preises für bessere Plätze zu zahlen) und saß in der Arena Wien fast unter dem Stadiondach. Dadurch hatte ich den schlechtesten Sound, den ich live je erlebt habe (von Ice Nine Kills auf Rock im Park mal abgesehen). Gut, dass ich Green Day knapp zwei Wochen vorher auf Rock im Park und fünf Jahre vorher in Ljubljana gesehen habe - aber die 70€ haben schon weh getan.
Album des Jahres
Und jetzt kommen wir zu dem Part, der mir (und den anderen vermutlich auch) wirklich am schwersten fallen wird - was war denn jetzt das beste Album? In meine engere Auswahl haben es recht gleichberechtigt einige Alben geschafft - zu nennen wäre da Kraftklubs „Kargo“, Caspers „Alles war schön und nichts tat weh“, Sondaschules „Unbesiegbar“, Shinedowns „Planet Zero“ und Shorelines „Growth“. Doch der unangefochtene Platz 1 ist noch gar nicht so alt und tritt in die Fußstapfen meiner Lieblings-EP vom letzten Jahr. Wie sich Kind Kaputt damals mit „Endlich wieder“ (und btw auch mit meinem letztjährigen Lieblingssong „Es geht“) in mein Ohr und in mein Herz gespielt haben, haben sie mit „Morgen ist auch noch kein Tag“ noch getoppt. Ich finde nicht mal die passenden Worte für das, was ihre Musik in mir auslöst. Aber alle sollten diesen klugen Köpfen eine Chance geben!
Neuentdeckung des Jahres
Laut Spotify Wrapped habe ich dieses Jahr 1001 verschiedene Künstler:innen gehört - und das ist unter anderem die Schuld von Instagram Reels. Ich habe so viel spannende neue Musik über diese blöden Kurzvideos gefunden, das ist mir fast ein bisschen unangenehm. Außerdem habe ich neuentdeckt, dass ich mit (gut gemachtem) Pop doch mehr anfangen kann, als die Jannie von vor 2-3 Jahren jemals erwartet hätte.
Auf dem Taubertal habe ich Kaffkiez kennengelernt, die nicht nur unendlich sympathisch sind, sondern auch Musik machen, die auch bei ernsten Themen mindestens ein Zehenwackeln provozieren und mich deshalb in einigen schweren Phasen gut begleitet haben. Auch Dean Lewis möchte ich hier stellvertretend für die Reel/Tiktok-Entdeckungen nennen, von dem mich „Waves“ und „Be Alright“ schon vor drei Jahren beeindruckt haben, die ich aber dieses Jahr wiederentdeckt habe, nachdem ich seinen neuen, unfassbar traurigen Song „How do I say goodbye“, den er für seinen an Krebs erkrankten Vater geschrieben hat, auf Instagram entdeckt habe und der Name mir bekannt vorkam. Hört diesen Song und lasst die Tränen ruhig laufen.
Song des Jahres
Auch hier kann ich mich einfach nicht entscheiden, da sich einige Songs für immer tief eingebrannt haben. So sind bspw. einige Songs von Kaffkiez in meine ewigen Favoriten gewandert, von denen „Frei“ und „Du Sagst“ dieses Jahr erschienen sind. Außerdem habe ich dieses Jahr erst angefangen, mich in die AdW-Favorite-Band Lygo reinzuhören, die das Häkken beim Abriss der Woche ordentlich eingeheizt haben - und ich habe mich in „13 Stunden Schlaf“ verliebt. Auch den Banger „No Sleep Tonight“ von Shinedown würde ich gerne nennen - aber den unangefochtenen Sieger in dieser Kategorie stellt auch wieder Kind Kaputt. „Alles erreichen“ spricht mir - wie so vielen - komplett aus der Seele und klingt dazu auch noch absolut klasse.
Guilty Pleasure des Jahres
Neben der an dieser Stelle allzeits für Jakob zu nennenden Liebe für Electric Callboy („Tekkno“ birgt sogar einige wirkliche Banger, lieb „Spaceman“ ein bisschen sehr) habe ich grundsätzlich eine große Affinität für Julien Bams Videos. Und mit seiner spielfilmähnlichen Produktion „Der letzte Song aus der Bohne“ von diesem Sommer hat er nicht nur interessante Neufassungen von bekannten Songs produziert, aus der Feder seines Musikproduzenten Vincent Lee stammt auch der Originalsong „Bunny Bars (Osterhase)“, der mit Features von Elif und TJ Beastboy und absoluter Ohrwumgarantie glänzt. Guilty Pleasures eben.
ADW-Moment des Jahres
Da sicherlich einige den Abriss der Woche, unser erstes selbstveranstaltetes Konzert Ende Oktober in Hamburg nennen werden, hier ein anderer Moment: Als wir den wunderbaren Hansol Seung von Shoreline im Plattensprung zu Gast hatten und mit ihm im Rahmen des Themenmonats Musik und Mode über seine Tätigkeit als Merchdesigner sprechen wollten und er dachte, wir hätten ihn wegen seines (wirklich überragenden) Styles eingeladen. Ganz viel Liebe geht an dieser Stelle raus!
Außerdem ist jeder Spieleabend, jede Runde Stadt Land Fluss mit AdWilden Kategorien mit den wunderbaren Redaktionsmenschen einfach nur Mordsspaß und ein absoluter Safe Space. Ich wiederhole mich aus den letzten Jahren, aber ich bin wahnsinnig dankbar für diese Meute!
Jannika Hoberg
Jannie begeistert von Punk über Metal bis hin zu Hardcore alles, ob aggressive Beats oder auch mal soft - auch außerhalb dieses Genrespektrums. Neben der Leidenschaft für Konzertfotografie ist Jannie mit verschiedenen Instrumenten für diverse Jamsessions zu haben. Zuhause ist dey auf Konzerten und Festivals, ansonsten studiert Jannie nebenbei noch Umweltingenieurwesen in Weimar.