Die besten Platten 2018: Die Top 5 von Joe
18.12.2018 | Johannes Kley
Was für ein Jahr! Es gab viele gute Releases, vor allem im Bereich des Vapor- und Synthwave. Auch wenn die meisten meiner Reviews dieses Jahr von dem Sample-lastigen und Effekt-überladenen Internetgenre handelten, taucht davon nur ein Album auf meiner Liste auf, was mich selbst ein wenig überrascht hat. Aber auch im Punk oder Hardcore gab es gute Alben. 2018 war nicht das beste musikalische Jahr, aber eines, aus dem ich viele Alben mitnehmen werde.
1. Casey – „Where I Go When I Am Sleeping“
Wie emotional kann Hardcore sein? Das haben mir Casey dieses Jahr gezeigt. Melodien und Texte, die mehr berühren als man es eigentlich wahrhaben will. Zeilen wie: „Does it hurt you if I say: ‚I can feel the decay. In a hospital bed I whither away. Behind the curtains I’ve been crying almost every night. I don’t wanna ache like this for the rest of my life.‘?“, berühren auch beim zehnten Mal hören. Ein Album, bei dem ich regelmäßig Gänsehaut und einen Kloß im Hals bekomme. Schade, dass wir nie einen Nachfolger hören werden, da die Jungs sich nun getrennt haben. Doch „Where I Go When I Am Sleeping“ wird wohl für immer eines der besten Hardcore-Alben bleiben, die ich besitze.
2. Timecop1983 – „Night Drive“
Synthwave lebt von Nostalgie und ich liebe das verzerrte Bild, das die Popkultur von den 80ern zeichnet. Pulsierende Rhythmen und melancholische Synthiespuren verschwimmen hier zu einer hörbaren Zeitreise, bei der man den DeLorean gar nicht mehr verlassen will. Es gibt kaum etwas schöneres als eine nächtliche Bahnfahrt und „Toyko (feat. Kinnie Lane)“ aus den Kopfhörern oder „Back To You (feat. The Bad Dreamers)“. Wer so wie ich den Film „Drive“ mochte, wird dieses Album lieben.
3. 猫 シ Corp. – „Palm Mall Mars“
Hätte mir mal jemand gesagt, dass ich Einkaufszentrum-Musik hören würde, hätte ich gelacht. Jetzt kaufe und höre ich diese Musik einfach. Kaum ein Album schafft es so angenehm zu entspannen wie „Palm Mall Mars“ mit seinem Mall-Soft-Sound. Bei jedem Hören findet man kleine neue Details. Da freut man sich sogar über „Abenteuerland“ von PUR, welches im Hintergrund in einem Werbeeinspieler auftaucht - und das muss was heißen.
4. Nine Inch Nails – „Bad Witch“
Wie könnten Nine Inch Nails nicht hier stehen? Als Fanboy der Band habe ich dem Album entgegengefiebert und war begeistert. „Bad Witch“ kommt natürlich nicht an die großen Alben „The Fragile“ und „The Downward Spiral“ ran, aber das erwarte ich auch nicht. Es ist wütend, experimentell und laut. Es ist mutig und Reznor und Ross testen erneut Grenzen aus. War Reznor die Jahre zuvor ein wenig zu vorsichtig geworden, zeigt er auf „Bad Witch“ endlich wieder was er kann.
5. Robert Parker – „End Of The Night“
Das zweite Synthwave-Album dieser Liste und das nicht ohne Grund. „End Of The Night“ begeistert mit tanzbaren, nostalgischen Synthiesounds und macht einfach nur Spaß. Robert Parkers Album geht deutlich mehr nach vorn als das Werk von TimeCop1983 und ist weniger entspannend. Aber Songs wie „End Of The Night (feat. Doubleboy)“ und „I Recall (feat. Preston Knight)“ laufen regelmäßig auf meinen MP3-Player, sind immer wieder fesselnd und erhöhen das Schritttempo unmerklich.
Weitere Mentions:
Tiny Moving Parts – „Swell“
Verspielter Punk mit Köpfchen, der einfach nur begeistert.
The Midnight – „Kids“
Es kann nie zu nostalgisch und Synthie-lastig werden und The Midnight wissen, wie man den richtigen Sound erzeugt.
Alle Alben von Strawberry 3000 in diesem Jahr.
Der kleine Running Gag dieses Jahr, auch wenn Strawberry es irgendwann tatsächlich geschafft hat, schneller zu veröffentlichen als ich Reviews schreiben konnte. Chapeau, Herr Erdbeere.
Johannes Kley
Kolumnist und Konzertmuffel Joe ist Gesundheits- und Krankenpfleger in Bochum, liebt seinen Hund, liest leidenschaftlich gern, gibt ungern Bewertungen für Alben ab, ist Musikliebhaber, irgendwo zwischen (emotional) Hardcore, Vaporwave, Goth-Pop und Nine Inch Nails und versorgt euch unregelmäßig mit geistigen Ergüssen aus seiner Gedanken- und Gefühlswelt.